Im Laufe des Jahres 1979 beginnen Haus/Wohnungsbesetzungen. Im Augsut 80 richtet die Polizei eine
Sonderkomission für Hausbesetzungen ein. Im Herbst entsteht ein erster Besetzerrat. Bis zum 12.12.80 sind 17
Häuser besetzt. Nach einer Räumung am 12.12. kommt es an mehreren Tagen zu heftigen Auseinandersetzungen
zwischen Besetzern und der Polizei.
Januar 80 | Weitere Häuser werden besetzt: Heinrichplatz 8 (?), Naunynstr. 77, 78, 79; Mariannenstr. 48; Leuschnerdamm 37/39 |
28.03.80 | Das erste gemeinsame Treffen der Instandbesetzer in der Cuvrystr. findet statt. (Besetzer vom Turm, Leuschnerdamm, Luckauer Str., Naunynstr.77, Mariannenstr und Cuvrystr.); wöchentliche Treffen werden vereinbart - der Besetzerrrat ist gegründet |
01.05.80 | Auf dem Oranienplatz wird eine vom Bezirksamt gerade erst errichtete Mauer, die vielen Anwohnern sinnlos erscheint, niedergerissen. In einem Handgemenge zieht ein Polizist eine Waffe. Ein Beteiligter schlägt daraufhin den Beamten mit einem Knüppel eins über und wird verhaftet. (Das Urteil wird am 27.01.81 verhängt: zweieinhalb Jahre).
Im Mai außerdem: Stille Besetzung der Wrangelstr.56; die Hausverwaltung läßt wegen Verdachts auf "Stromklau" die Wohnungen von der Polizei aufbrechen; sechs Personen werden kurzzeitig festgenommen. |
31.05.80 | Erste Besetzung außerhalb von Kreuzberg 36, in Kreuzberg 61 wird das Haus der senatseigenen Gesellschaft, GeWoBag, Chamissoplatz 3 besetzt. |
04.06.80 | Erste Räumung: Der Chamissoplatz 3 wird geräumt. 16 Festnamen, alle werden erkennungsdienstlich behandelt. |
07.06.80 | Adalberstr.6 wird besetzt |
03.07.80 | Die Besetzer lehnen die Bitte der IBA nach einem kompetenten Ansprechpartner ab, es werden keine Delegierte benannt. |
05.07.80 | Oranienstr.44 und 45 werden besetzt. |
02.08.80 | Die Errichtung einer Sonderkommission für Hausbesetzungen bei der Berliner Polizei wird bekannt. |
20.09.80 | Umfrageergebnisse belegen, das im Juli´80 rund 21% der Berliner das Wohnungsproblem an erster Stelle sehen, im September 80 sind es bereits 35%. |
28.09.80 | Polizeipräsident Hübner differenziert die Besetzer in drei Gruppen:
1) politisch Motivierte, die glauben, durch kalkulierten Rechtsbruch Änderungen in der Wohnungspolitik erreichen zu können.
2) ein Gruppe marginalisierter, die sich ohnehin gern an Aktionen beteiligt; sie wollen kostenlos oder billig in einer Gemeinschaft nach eigenen Regeln wohnen.
3) Die gefährlichste Gruppe artikuliere sich im Besetzerrat und verfolge ausschließlich das Ziel, das Thema Wohnungsnot politisch umzusetzen in eine Konfrontation mit dem System. |
05.10.80 |
Um gegen befürchtete Räumungen zu mobilisieren beginnt
eine Aktionswoche mit einem Aufruf
vom Besetzerrat. |
10.10.80 | Zum Abschluß der Aktionswoche findet eine Demo von rund 2.000 Menschen statt, dabei kommt es zu vereinzelt zu eingeschlagenen Scheiben von Banken und zu einer kurzen Auseiandersetzung mit der Polizei.
Die Oranienstrasse 198 wird besetzt.
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ende 10.80 | Die Admiralstr.20 wird besetzt. In einem Flugblatt fordern die Besetzer auf, die gegenwärtigen Senatsvorschläge (Verträge für die Häuser, dafür keine weiteren Besetzungen) abzulehenen. |
01.11.80 |
Die Cuvrystr.20/23, das Kerngehäuse wird besetzt.
"Freunde und Mitglieder alternativer Betriebe und Gruppen aus dem Kultur- und Handwerksbereich haben einen Fabrikkomplex .... instandgesetzt." Ziel: Abschluß günstiger Mietverträge oder Kauf des Hauses. |
07.11.80 | Die erste Besetzung außerhalb Kreuzberg findet im Wedding, in der Groninger Str.50 statt. |
08.11.80 | Das Haus Fränkelufer 50 wird besetzt |
21.11.80 | Besetzungen der Waldemarstr.52 und der Görlitzer Str.36 (Villa Kunterbunt) |
03.12.80 | Erster Instandbesetzer (des geräumten Chamissoplatz 3) wird wegen Hausfriedensbruch zu 400.- DM Geldstrafe verurteilt. |
6.12.80 | Erste Besetzung in Neukölln: Das Eckhaus Pflügerstr.12/Reuterstr.41/41 wird mit Beteiligung des ASTA der FU besetzt. |
12.12.80 | Bis zu diesem Tag sind 18 Häuser besetzt.
Gegen 17 Uhr verhindert die Polizei in Kreuzberg die Besetzung des Fränkelufers 48. Kurz darauf werden auf der Admiralstr. Barrikaden errichtet, vermutlich um weitere Räumungen zu verhindern (die anliegende Admiralstr.20 ist besetzt). Darauf kommt es zu Tränengaseinsätzen der Polizei und zu einer weiteren Eskalation der Auseinansdersetzungen, die sich bis zum frühen Morgen hinziehen. In deren Verlauf gehen am Kottbusser Tor die Scheiben von Banken und Geschäften zu Bruch, es kommt zu Plünderungen.
Am Abend wurden 150 Mäuse in der Lebensmittelabteilung von Karstadt am Hermannplatz ausgesetzt. In zwei Schreiben erklären die MAF (Kreuzberger Mäusefraktion) und der "Blues" ihren Protest gegen Konsumterror und Wohnraumspekulation. |
13.12.80 | Nach einer VV im Spektrum kommt es zu einer Demonstration von rund 1.500 Menschen am Ku´damm, dabei gehen zahlreiche Scheiben zu Bruch, Auslagen werden geplündert. Auch in Kreuzberg kommte es zu Auseinandersetzungen. Bilanz des Wochenendes: über 200 verletzte Demonstranten, 66 Verhaftungen, davon 25 mit Haftbefehl. |
14.12.80 | Ohne Eingreifen der Polizei wird das Haus Fränkelufer 48 am Abend doch besetzt. |
15.12.80 |
Die Besetzer lehnen nun geschlossen Verhandlungen ab, solange nicht alle Demonstranten freigelassen worden sind. "Wir fordern die sofortige Freilassung aller Inhaftierten und die Aufhebung aller Haftbefehle. Sollte das nicht geschehen, tragen Innensenator Ulrich und Pol.-Prä. Hübner die Verantwortung dafür, wenn Weihnachten in Berlin nicht nur die Weihnachtsbäume brennen". (BZ-Titelbild)
Die Besetzer des Kerngehäuses brechen die Verhandlungen aus Solidarität ab, obwohl die Verträge schon unterschriftreif sind.
Am Abend findet eine erneute Demo am Ku´damm mit 3.000 Menschen
statt. Anschließend wieder Strassenschlachten. Auch in
den Außenbezirken gehen zahlreiche Scheiben zu Bruch,
vornehmlich von Banken, Versicherungen und Großhandelsketten.
Die Ereignisse
vom 12. bis 15.12 aus radikal Extrablatt. |
16.12.80 | Der Berliner Senat bekundet weiterhin seinen Verhandlungswillen. Nach dessen Angaben stehen etwa 7.000 Wohnungen leer.
Auf Wunsch des Senats und des Bezirksamts Kreuzberg soll das Sozialpädagogische Institut der Arbeiterwohlfahrt (SPI) einen Vermittlerkreis aufbauen, um mit den Besetzern in Verhandlungen zu treten. Dem gehören u.a. Kirchenvertreter, Stadtplaner, IBA an. Der Vermittlerkreis versucht zunächst für die Inhaftierten Haftverschonung zu erreichen.
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19.12.80 | Trotz Druck, vor allem der Politischen Staatsanwaltschaft (Chef: Möllenbrock), die bemüht ist keine Gefangenen vor dem 24.12 zu entlassen, erhalten 18 Inhaftierte Haftverschonung. |
20.12.80 | Großdemo von 15.000 Menschen vom Untersuchungsgefängnis Moabit in die Innenstadt, der Verlauf ist friedlich. |
28.12.80 | Nach Angaben der Polizei wurden über die Feiertage - verteilt über das Stadtgebiet - in 13 Fällen bei Gebäuden Scheiben eingeschlagen und einige Brandsätze gelegt. |
29.12.80 | Erfolglose Beratungen zwischen dem Besetzerrat und dem Bausenat. Die Forderungen des Besetzerrates bleiben weiterhin die Freilassung der Gefangenen und Verhandlungen über alle Häuser gleichzeitig. Der Senat fordert die Distanzierung der Verhandlungswilligen Besetzer von den zahlreichen Anschlägen der letzten Nächte. |