05.01.81 | Frauen besetzen das Haus Liegnitzer Str.5 (Hexenhaus) |
06.01.81 | Erklärungen des Besetzerrates zum Vermittlerkreis:"...diese von keinem Hausbesetzer ernannte Vermittlungsrunde müht sich immer noch ab, mit ihren bestehenden Kontakten zu uns einen Dialog mit dem Senat herbeizuführen. Personen des jetzigen Vermitllungsausschußes sind uns in den Rücken gefallen und haben schon vorher gewissermaßen gegen uns gearbeitet. Dies ist mit ein Grund, warum ein vom Senat eingesetzter Ausschuß von uns nicht anerkannt wird..." |
07.01.81 | Mit der Mansteinstr.10/10a werden die ersten Häuser in Schöneberg besetzt. |
11.01.81 | Auf einer Diskussionsveranstaltung zum Thema "Instandsetzung" erklärt der Besetzerrat das er vier Personen akzeptiert, die als Vermittler fungieren sollen (W.Orlowsky, V.Härtig, I.Mock, L.Borchers), der alte Vermittlerkreis überträgt seine Funktion und löst sich auf. |
15.01.81 | Nachdem aufgrund der Garski-Affäre bereits Senatoren zurück traten, legt nun der Regierende Bürgermeister Stobbe (SPD) sein Amt nieder. Die AL beantragt ein Volksbegehren zur Auflösung des Abgeordnetenhauses. |
17.01.81 | Etwa 25 Kreuzberger Bürgervereine und -gruppen unterstützen die Forderung nach Generalamnestie. |
23.01.81 | Bundesjustizminister Vogel (SPD) wird zum Bürgermeister eines Übergangssenats gewählt. Eine Sonderkommission des Senates erklärt politischen Willen zu Verhandlungen, lehnt eine Aufhebung der Haftbefehle ab: Rechtfreier Raum darf nicht geduldet werden. Der Kommission gehören die Senatoren für Justiz (Meyer, FDP), Inneres (Dahrendorf, FDP), für Bau- und Wohnungswesen (Ulrich, SPD) und für Jugend und Sport (Brunn, SPD) an. |
27.01.81 | Nach den Urteilen gegen Manne Wetzel (zweieinhalb Jahre wegen Körperverletzung vom 1.05.80) und der erneuten Verhaftung von Rita Meyer wegen 20.12.80 kommt es zu Brandanschlägen auf Banken und das Patentamt in Kreuzberg. Am Abend demonstrieren rund 1.000 Menschen am Hermannplatz. |
29.01.81 | Ende des ersten Prozeßes gegen einen der am 12.12.80 Verhafteten. Guido Weitz wird zu 14 Monaten ohne Bewährung verurteilt. Nachmittags findet eine Spontandemonstration vor dem Gefängnis statt. Abends errichten mehrere hundert Demonstranten im Bereich Gneisenaustr. Barrikaden, stürzen Bauwagen um. Insgesamt zählt die Polizei 120 eingeschlagene Scheiben bei Banken, Supermärkten und Kaufhäusern, zwei Brandanschläge werden verübt. |
02.02.81 | Mittlerweile sind 45 Häuser besetzt.
Ein Vermittlerkreis fordert eine Amnestie. Dies sei ein möglicher Ausweg aus dem "Teufelskreis der Gewalteskalation". |
04.02.81 | Das zweite Urteil wegen der Ereignisse vom 12.12.: 18 Monate ohne Bewährung wegen schwerem Landfriedensbruch. |
06.02.81 | Das 50.Haus wird besetzt.
Der Senat umreißt seine Vorstellungen, wie die politische Lösung aussehen könnte etwas klarer: Der sogenannte harte Kern der Gewalttäter soll von den friedlichen Hausbesetzern getrennt werden. Dieser von Vogel als "Differenzierungsprozeß" bezeichnet, soll aus Instandbesetzern Instandbewohner machen. |
07.02.81 | Zweite friedliche Großdemonstration mit ca. 15.000 Menschen. Die Hauptforderung lautet Amnestie. |
08.02.81 | Mittlerweile sind ca.60 Häuser besetzt und es kommen fast täglich weitere hinzu. |
09.02.81 | 62 Hochschullehrer fordern in einem offenen Brief an den Senat die Legalisierung der Instandbesetzungen und eine Amnestie. |
10.01.81 | Der 3.Hausbesetzerprozeß endet mit einem Bewährungsurteil. |
11.02.81 | Starker öffentlicher Protest verhindert die Räumung des Hauses Mittenwalder Str.45. So übernachteten Vertreter von AL und der Kirche im Haus.
Am Abend findet im ZDF eine Diskussion zwischen Besetzern und Politikern statt, die nach turbulentem Verlauf abgebrochen wird. |
16.02.81 | Besetzung der Kottbusser Str.8 ,erstmals von Deutschen und Türken gemeinsam. |
19.02.81 | Das SPI erhält einen Vertrag als Vermittler für Selbsthilfegruppen, mit den Instandbesetzern sind jedoch noch keine Gespräche geführt worden.
Der Generalstaatsanwalt bestätigt, daß mehrere richterliche Durchsuchungsbefehle für besetzte Häuser bestehen, die bisher nicht vollstreckt worden sind.
Dies entspricht der wenige Tage zuvor verkündeten Vorgehensweise des Senates:
- Hausfriedensbruch und damit zuammenhängende Delikte wie Entnahme von Strom und Wasser sollen nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden.
- Die Polizei räumt nur auf Antrag des Besitzers und nur wenn Abriß- Neubau- oder Modernisierungspläne bewilligt sind.
- Keine Räumungen von Neubesetzungen, um die totale Konfrontation zu vermeiden.
- Der angeknüpfte Gesprächsfaden mit den Besetzern soll nicht abreißen. |
21.02.81 | Diskussionstreffen der Besetzer über über die Einschätzung der Situation und das weitere Vorgehen. Hauptdiskussionspunkt ist die Frage, inwieweit man Verhandlungen oder Gespräche führen kann, ohne die Forderung nach Freilassung der Inhaftierten damit fallen zu lassen. |
26.02.81 | Die ersten Instandbesetzer melden sich bei der Polizeibehörde offiziell an. Zwei neue "milde" Urteile ergehen wegen der Strassenschlachten im Dezember´80. |
27.02.81 | Das 100.Haus wurde besetzt. |
28.02.81 | Polizeipräsident Hübner lehnt die von der Staatsanwaltschaft geforderte Vollstreckung eines Durchsuchungsbefehles für das Haus Luckauer Str.3 vorläufig ab. Begründung: Bei einer Polzeiaktion wäre eine unkalkulierbare Eskalation der Gewalt in der Stadt zu befürchten.
Im Gegensatz zur Senatslinie ermittelt die Staatsanwaltschft unterdessen wegen §129 (Bildung einer Kriminellen Vereinigung). Aus dem Haus Luckauer Str.3 würden Straftaten verübt, die Besetzer hätten sich verbarrikadiert. Es kommt zu einer teils öffentlich geführten Kontroverse zwischen Senat/Polizeiführung einerseits und Staatsanwaltschaft/CDU/Springer-Presse andererseits: Ein Verzicht auf Räumungen stelle "eine schwere Bedrohung für den Rechtsfrieden" dar. Die Häuser dürfen kein Unterschlupf für die Gewalttäter bieten.
Die Besetzer verlassen das Haus Luckauer Str. 3, da sie eine Verhaftung nach §129 erwarten, ab heute wohnen neue Besetzer in dem Haus. |
3.03.81 | Teile der Staatsanwaltschaft und die CDU greifen heftig die Positionen des Polizeipräsidenten und des Senats an: Ein Verzicht auf Räumungen stelle "eine schwere Bedrohung für den Rechtsfrieden" dar. Die Häuser dürfen kein Unterschlupf für die Gewalttäter bieten. |
05.03.81 | Wie in vielen bundesdeutschen Städten, kommt es auch in Berlin zu Krawallen, nachdem in Freiburg der Schwarzwaldhof unter bürgerkriegsähnlichen Bedingungen geräumt wurde. |
10.03.81 | Erste Räumungen des Jahres: In der Obentrautstr 44 werden 40 Leute bei der Räumung des Hauses festgenommen, das sofort abgerissen wird. Auch die Kopischstr.4 wird geräumt, was in Kreuzberg zu vereinzelten dezentralen Aktionen führt. |
13.03.81 | Es bilden sich in den einzelnen Bezirken regionale Besetzerräte, weil eine Koordination im gesamten Besetzerrat nicht mehr möglich ist. Der Berliner Besetzerrat als übergeordnetes Gremium bleibt bestehen.
Zwölf Maskierte drangen in das Büro des gewerkschaftseigenen Konzern "Neue Heimat" ein, entwendeten 15 Ordner, sprühten das Besetzerzeichen und verschwanden. |
22.03.81 | 123 Häuser sind besetzt. |
24.03.81 | Drei besetzte Häuser am Fränkelufer, dem Ausgangspunkt für die schweren Auseinandersetzungen am 12.12.80, werden geräumt. 850 Polizisten sind im Einsatz und sperren das Gebiet weiträumig ab, SEK´ler werden auf Dächern der Nachbarhäuser postiert. Als Reaktion werden das Rathaus Kreuzberg und mehrere SPD-Büros vorübergehend besetzt. Eine nicht angemmeldete Demonstration mit 600 Leuten im Wedding verlief ohne Zwischenfälle. Auf der Gneisenaustr. kommt es zu den seit dem 12.12. schwersten Auseinandersetzungen. |
25.03.81 | Erneute Auseinandersetzungen in Kreuzberg 36. |
31.03.81 |
Heftige Diskussionen auf dem Besetzerrat: Ein
Vorschlag von zwei Dutzend Häusern, um den "Stillstand
der Bewegung" zu überwinden. Das Ziel ist, klarzumachen,
"das wir eine politische Lösung anstreben, die nicht auf
der Strasse stattfindet". Es wird angeregt, auch ohne Freilassung
der bei Krawallen Inhaftierten, Gespräche mit dem Senat
zu führen, wenn keine weiteren Räumungen oder Verhaftungen
stattfinden.
Neben einem Stiftungsmodell liegt inzwischen ein Vorschlag Orlowsky´s (BI SO 36) auf dem Tisch: Die Übernahme sämtlicher instandbesetzter Häuser durch eine eigens dafür zu gründende Treuhandverwaltung, ohne das die autonomie der einzelnen Häuser beseitigt werden soll. ("Käseglockenmodell")
Die Modelle beziehen jedoch nicht auf alle besetzten Häuser.
Die Mehrheit stellt sich zunächst weiterhin hinter die Forderung: Keine Verhandlungen ohne Freilassung der Gefangenen. Eine Minderheit lehnt jede Verhandlungen ab.
Laut Presse sind 129 Häuser besetzt.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt verhandelt keines der Häuser. |
2.04.81 | Auf einer Pressekonferenz spricht Polzeipräsident Hübner von einem "Spaltungsprozeß in der Hausbesetzerszene. Es gäbe zwei Kategorien von Hausbesetzern: Die einen wollten über Inhalte reden, die anderen setzten nach wie vor ihre unmögliche Forderung nach Freilassung der Inhaftierten in den Vordergrund." |
6.04.81 |
Polizei, Post und Staatsschutz durchsuchen die Wohn- und Arbeitsräume
des Stechapfel Kollektiv in der Görlitzerstr. Wegen Verdacht
auf Betreiben illegaler Sendeanlagen (Radio
Utopia) und des angeblichen Besitz eines Scanners zum abhören
verbotener Frequenzen. |
7.04.81 | Über 800 Beamte durchsuchen 5 Häusern in SO 36. Nachdem die Durchsuchungen im "Turm" und im "Besetzereck" ohne Widerstand abliefen, beschloß die Staatsanwaltschaft (Möllenbrock) weiterzumachen: In der Luckauerstr.3 wurde dabei der gerade tagende Besetzerrat festgenommen (über 100 Besetzer) und alle erkennungsdienstlich behandelt. Der Besetzerrat erklärt, daß er unter solchen Bedingungen nicht bereit ist sich mit dem Senat zu Gesprächen an einen Tisch zu setzen.
Die Staatsanwaltschaft gibt bekannt, das seit Januar 24 Häuser durchsucht worden sind. |
9.04.81 | Bei mehreren Banken in Charlottenburg gehen in der Nacht 12 Scheiben zu Bruch. Im gesamten Stadtgebiet werden zahlreiche "Farbschmierereien" festgestellt. |
11.04.81 | Ohne Zwischenfälle verläuft eine Großdemonstration vom Wittenbergplatz zum Winterfeldplatz mit knapp 25.000 Menschen. |
13.04.81 | Nachdem das Grücht in Umlauf kam, Sigurd Debus sei bei dem Hungerstreik gestorben, zogen am Abend rund 400 Menschen eine Stunde lang über den Ku´damm und schlugen über 200 Scheiben ein. Am Lehniner Platz greifen Ladenbesitzer und Rausschmeißer anliegender Diskotheken vereinzelte Demonstranten an. |
21.04.81 | Nach Angaben der Polizei sind 142 Häuser besetzt. |
25.04.81 | Das Netzwerk schaltet sich mit einem Vorschlag in die Diskussion der Besetzer ein: Es soll eine Stiftung gegründet werden, die maximal 60 Häuser mit 1.200 Wohnungen (so hoch ist laut einer Schätzung des Senats der Wohnraumbedarf der Besetzer) in Erbpacht übernimmt und verwaltet. Später sollen dann Verträge mit den einzelnen Häusern ausgehandelt werden.
Kurz darauf lehnt der Besetzerrat das Stiftungsmodell ab, weil es a) nicht für alle besetzten Häuser gelten soll, und b) seine Ausarbeitung in stiller Abgeschiedenheit erfolgte.
Dieses Stiftungsmodell ist zuvor mit verschiedenen Senatsstellen verhandelt worden. |
28.04.81 | Bausenator Ulrich erklärt, das die Legalisierung aller besetzten Häuser sicher nicht in Frage komme, für eine Legalisierung seien jedoch prinzipiell drei Möglichkeiten denkbar: das Treuhändermodell, das Stiftungsmodell oder Einzelverträge zwischen Besetzer und Eigentümern.
Der Tagesspiegel meldet 146 besetzt Häuser. |
29.04.81 | Vom Turm (Leuschnerdamm 9) kommt der Vorschlag,
Blockräte zu bilden, um die Besetzer- und Mieterarbeit wieder mehr zu verbinden und die Besetzer so besser im Kiez zu verankern. Sie kritisieren die Besetzer, weil selbst die internen Diskussionen über die Zukunft der Häuser nicht geführt werden. "Was wir gesehen haben, ist: 1, 2, 3, laßt die Leute frei, aber darüber sind wir nie hinausgekomemn. Wir haben
nicht überlegt, wie wir weitermachen, als wir gemerkt haben, daß die Krawalle für die Freilassung nicht ausreichen... Und über die Forderung 1, 2, 3... haben wir andere Forderungen völlig vergessen: kein Abriß, keine Bebauung über 4 Stockwerke, keine Neubauten, keine
toten Kinder mehr auf den Straßen, Selbstbestimmung in der Sanierung. Und das Ding ist, wir können diese Forderungen aufstellen, das sind keine Verhandlungen...Unsere Stärken liegen längerfristig darin, daß wir begreifen müssen zu sagen, wir alle hier sind die Betroffenen, nicht ihr seid die Mieter, ihr seid gegen AKW's, Knäste, und wir sind die Besetzer, sondern wir
alle sind die Betroffenen..."
Durchsuchung Herrnhuter Weg 12, Festnahme von 12 Leuten. |
03.05.81 |
Auf einer VV des Besetzerrat weicht der Widerstand gegen
das (Käseglocken) Treuhänder-Modell. Es soll von
den einzelnen Häusern noch einmal im Detail diskutiert
werden. |
04.05.81 | Mit über zehn Neubesetzungen am vergangenen Wochenende kurz vor den Wahlen, häufen sich die Besetzungen noch einmal. |
06.05.81 | Die von den Hausbesetzern befürwortete Treuhandgesellschaft zur Verwaltung der Häuser wird vom Senat zwar als grundsätzlich konstruktiv begrüßt, gleichzeitig aber in der vorgeschlagenen Form als nicht akzeptabel abgelehnt: Die damit verknüpften Bedingungen wie Mietfreiheit, Amnestie sowie die Einbeziehung aller besetzten Häuser käme für den Senat nicht in Frage. |
10.05.81 | Neuwahlen zum Abgeordnetenhaus: CDU 47,5%, SPD 37,8%, AL 7,9% und FDP 6,0%. Die Alternative Liste (AL) zieht erstmals ins Abgeordnetenhaus ein. |
11.05.81 | Laut Senat sind jetzt 162 Häuser ganz oder teilweise besetzt. |
12.05.81 | Die geplante Durchsuchung der Mittenwalder Str.45 wird abgebrochen, weil die Besetzer offensichtlich vorgewarnt wurden.
Die Adalbertstr.6 wird durchsucht. Die Reaktionen darauf sind "alternative Durchsuchungen" in den Rathäusern Kreuzberg und Neukölln. |
13.05.81 | Das Landgericht bestätigt das erste Hausbesetzer Urteil vom 4.02. Abends kommt es daraufhin wieder zu Krawallen. Laut Innensenator Dahrendorf war daran aber nur der "harte Kern der Militanten" beteiligt. Die Polizei stellt sich auf die neue Taktik der Kleingruppenaktionen ein: rund 20% der eingesetzten Polizisten waren in Zivil. |
19.05.81 | Die Tags zuvor besetzte Bandelstr. 25 wird geräumt.
Bei Durchsuchungen in der Adalbertstr. und in der Waldemarstr. treten erstmals vermummte Zivilbeamte auf. |
25.05.81 | Die Besetzer in Kreuzberg 61 bilden eine "Arbeitsgruppe Legalisierung", die direkte Vehandlungen mit den Besitzern aufnehmen soll. |
26.05.81 | Räumung und Abriß der Lützowstr. 2-6.
Durchsuchung der Neue Heimat Häuser Bülowstr.54-55, es werden 48 Personen vorübergehend fetsgenommen.
Wegen der befürchteten Räumung der Goltzstr.30 kommt es zum Barrikadenbau und Auseinandersetzungen von rund 1.000 Demonstranten mit der Polizei am Winterfeldplatz. Barrikaden werden errichtet und angezündet. Die Polizei kann erst im dritten Anlauf und unter Einsatz von Tränengas den Platz räumen. Nach der Räumung der Barrikaden kam es zu brutalen Schlagstockeinsätzen. Es gab über 100 Verletzte (zwei schwerverletzte), es wurden k(eine)aum Gefangene gemacht, es erfolgten nur 10 Festnahmen.
|
29.05.81 | Der Charlottenburger Besetzerrat benennt Vertrauenspersonen,
die er als Anspruchspartner bzw. als Vermittler akzeptiert. |
04.06.81 | In Spandau werden bei einer spontan Demo wegen der Durchsuchung
des Hauses Kolkstr.8 rund 100 Menschen vorübergehend verhaftet. |
11.06.81 | Mit Unterstützung von 5 FDP Abgeordneten wird ein
CDU-Minderheitssenat gewählt.
Innensenator Lummer erklärt, der Senat will die Berliner Linie fortsetzen,d.h. Räumung nur bei Strafantrag und Verwendungsnachweis, und bei der Verfolgung von Straftaten.
Jedoch Neubesetzungen nicht zu zulassn.
Momentan sind 165 Häuser besetzt, davon 86 in Kreuzberg, 32 in Schöneberg, 12 in
Charlottenburg. |
15.06.81 | Das Stadtteilzentrum übernimmt eine Patenschaft für die besetzten Häuser Lausitzer Str.22 und 23. Die Kreuzberger Martha-Gemeinde übernimmt die Patenschaft für das erste von Frauen besetzte Haus in der Liegnitzer Str.5. |
18.06.81 | Durchsuchungen der Häuser Pflügerstr.12, Reuterstr.41/42/45, Oranienstr.3 und Fidicinstr.27. |
22.06.81 | Räumung der Mittenwalder Str.45, 3 weitere Häuser werden durchsucht. Am Abend kam es in Schöneberg und Kreuzberg zu einem längeren Krawall. 700 Menschen terffen sich am Abend am Nollendorfplatz, werden jedoch von der Polizei eingekesselt. Es kommt zu 170 Festnahmen, 50 Scheiben von Banken gingen zu Bruch. |
25.06.81 | Die AL bringt einen Entwurf für ein Amnestiegesetz im
Abgeordnetenhaus ein. Die SPD wirft dem Weizäckersenat eine Abweichung von der Berliner Linie
und eine Konfrontationspolitik vor.
Gleichzeitig findet eine von der AL angemeldeten Demonstration ("Sturm auf das Rathaus") mit ca. 12.000 TeilnehmerInnenstatt. Hauptforderung lautet Amnestie. Die Abschlußkundgebung vor dem Rathaus Schöneberg wird untersagt. Bei dem Versuch von rund 1.000 Demostranten in die Bannmeile um das Rathaus einzudringen setzt die Polizei sofort Tränengas ein. Die Demonstration spaltet sich. Ein Teil zieht Richtung Urania, wo unterwegs u.a. die Baugesellschaft neue Heimat ihre Scheiben einbüßt. Eine anderer Teil plündert ein Bolle-Lebensmittelgeschäft und zündt es an.
Durch die Zersplitterung verliert die Poliezi zeitweise die Übersicht, so daß selbst beim Amtsgericht Schöneberg und dem Gebäude der Kriminialpolizei die Scheiben eingeworfen werde. Nach einer Stunde hat die Polizei die Lage im Griff.
Innensenator Lummer gibt der AL die Verantwortung für die Krawalle. |
26.06.81 | In Charlottenburg wird die Lohmeyer Str.21 von
Zivilpolizisten geräumt. Abbruch der Gespräche zwischen Charlottenburger Besetzern,
dem Bezirksamt und der Neuen Heimat.
Der Vermittlerkreis bricht ebenfalls die Gespräche mit dem Senat ab, bis ihm konkrete
Angebote unterbreitet werden. |
30.06.81 | Die Zahl der Patenschaften nimmt immer mehr zu: u.a.
ÖTV-Betriebsgruppen, der SPD-Kreisverband Schöneberg...Professoren und Rechtsanwälte
übernehmen die Patenschaft für die Winterfeldstr.38.
Der Landesverband der Falken übernimmt die Patenschaft für sieben besetzte Häuser
Der Berliner Mieterverein übernimmt die Patenschaft für die Koloniestr.30. |
06.07.81 | Die erste einer ganzen Reihe von Vorlesungen findet in einem besetzten Haus unter dem Motto: "Sommerliche Kopfbesetzungen" statt. |
07.07.81 | Durchsuchung von 6 Häusern wegen Strom-, Gas- und Wasserdiebstahls, Hausfriedensbruch und Beleidigung. Abends wieder Krawalle wegen der Durchsuchungen. |
09.07.81 | Neuköllner Stadtrat für Finanzen (CDU) bietet für drei
besetzte Häuser des Bezirks Verträge und Umsetzwohnungen an. Die Neuköllner Hausbesetzer
gehen insofern darauf ein, indem sie die Legalisierung für alle neun besetzten Häuser des
Bezirks fordern. Sie erklären sich dazu auch gesprächsbereit, ohne Vorbedingungen der Freilassung aller Inhaftierten zu fordern. |
12.07.81 | Demo durch den Villenbezirk Grunewald unter dem Motto. "Demonstranten besuchen die Spekulanten". 4.000 bis 5.000 Leute ziehen an den bewachten Villen von namentlich 22 bekannten Spekulanten vorbei, 23 Fensterscheiben gehen dabei zu Bruch. |
22.07.81 | 43 Hochschullehrer, Lehrer, Künstler, Schriftsteller, Pfarrer u.a. Intellektuelle ziehen in verschieden besetzte Häuser ein, um weitere Räumungen und damit eine weitere Eskalation der Gewalt zu verhindern. |
31.07.81 | Bausenator Rastemborski gibt auf einer Pressekonferenz sein Konzept bekannt:
- Räumung von 9 Häusern, die er schon jetzt benennt und für die baureife Planungen
vorliegen.
- keine Luxusmodernisierung
- 6 für den Abriß vorgesehene Häuser sollen instandsetzungswilligen für Selbsthilfe angeboten werden.( Allerdings sind die sechs genannten Häuser schon besetzt, bzw. es sind nur Nutzungsverträge für 2 bzw. 5 Jahre vorgesehen. |
03.08.81 | Die Besetzer der bedrohten Häuser kündigen an, die verbleibende Galgenfrist von mindestens zwei Wochen für eine möglichst breite Mobilisierung gegen die drohende Räumung zu nutzen. |
06.08.81 |
Als Reaktion auf Rastemborskis "zynisches Scheinangebot" kündigen
die Besetzer massiven Widerstand an und planen ab dem 25.8.
ein vierwöchiges TUWAT-Spektakel (das
Programm), zu dem Menschen aus ganz Europa nach Berlin gerufen
werden. Ein TUWAT-Aufruf. |
09.08.81 | Die Ankündigung des TUWAT-Spektakels und der dazu veröffentlichte Aufruf führen zu massiven staatlichen Gegenreaktionen, z.B. zu der Beschlagnahme des Aufrufs wegen "Aufforderung zu Straftaten" und "Beleidigung des Berliner Senats". Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft im Deutschen Beamtenbund, Franke, verlangt die Einberufung der Freiwilligen Polizeireserve und die Verstärkung der Polizei aus dem Bundesgebiet. Die BZ stellt die Frage, wielange sich das "Berlin noch bieten lassen will?". |
10.08.81 | Morgens gegen 4 Uhr wird von einer Zivilstreife die TUWAT Info-Zentrale im Mieterladen Waldemarstr. durchsucht. |
11.08.81 | 6.000 - 8.000 Menschen demonstrieren gegen die drohende Räumung mehrerer Häuser der Neuen Heimat.
21 Angestellte des Bezirksamts Kreuzberg übernehmen die Patenschaften für die Luckauer Str.3 und
Manteuffelstr.90a. |
24.08.81 | Treffen zur Gründung einer Bürgerwehr: "Bürgeraktion gegen Chaos". Eine schriftliche Teilnahmezusage Lummers wird kurzfristig zurückgenommen. |
25.08.81 | Begin des TUWAT-Spektakel. Nach Abschluß des Eröffnungs-Fackelzuges mit ca. 2.000 Menschen kommt es zu Auseinandersetzungen mit einer Gruppe von 50 "Teds".
Die Zahl der aus Westdeutschland anreisenden TUWAT-Besuchern bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. |
29.08.81 | 7 von 11 FDP Landesvorsitzenden übernehmen eine Patenschaft für
die Pohlstr.61, eine Gruppe Mercator-Drucker (Druckerei des Tagesspiegel) übernimmt Patenschaft
für die Potsdamer Str.130. Weitere zahlreiche Verbände fordern den Senat zu einer politischen
Gesamtlösung auf. |
17.08.81 | Politisch gestützt durch Bürgermeister v.Weizäcker, stellt Innensenator Lummer den Besetzern von 8 Häusern ein Räumungsultimatum. Die SPD bezeichnet die Räumungen als rechtmäßig aber nicht zwingend und fordert ein Gesmtkonzept für alle besetzten Häuser die dem Land Berlin oder landeseigenen Geselschaften gehören.
Die FDP, AL und der Vermittlerkreis sprechen sich gegen die Räumungen aus. Die Paten und Unterstützer kündigen passiven Widerstand an. |
20.09.81 | Etwa 10.000 Menschen demonstrieren gegen die angedrohten Räumungen. |
21.09.81 | Weizäcker spricht sich gegen eine neue Fristverlängerung aus: "Wenn wir jetzt nichts tun, ist die Rechtsordnung und unsere Wohnungspolitik gefährdet". |
22.09.81 | Unter Einsatz von 2.000 Polizisten werden wie angekündigt 8 Häuser geräumt. Schon in dessen Verlauf kommt es zu schweren Strassenschlachten in Schöneberg.
Während in den meisten Häuser auch Paten passiven Widerstand leisten, ist als einzigstes Haus die Winterfeldstr.24 verbarrikadiert. Hinter der verschlossenen stählernen Eingangstür ist das gesamte Treppenhaus bis zum ersten Obergeschoß mit Sperrmüll, Schutt und Holzbalken unpassierbar. Die Polizei braucht über eine halbe Stunde um dort einzudringen.
Während einer Pressekonferenz des Innensenators in dem geräumten Haus Bülowtr.89, treibt die Polizei den 18-jährigen K.Rattay unter einen BVG-Bus. Nach dem Tod von K.Rattay kommt es am Abend zu einem Trauermarsch und schweren nächtlichen Auseinandersetzungen.
Die Parole "Eine Million Sachschaden für jedes besetzte Haus" wird verbreitet.
|
23.09.81 | Viele Bürger halten Mahnwache an der Unglücksstelle. 25 Brandanschläge auf Banken, Geschäfte und Polizeifahrzeuge. |
24.09.81 | Ein zweiter Trauermarsch findet statt.
Die Gewerkschaft IG Bau, Steine, Erden führt ebenfalls eine Demonstration durch, auf der gefordert wird: Hausbesetzungen dürfen keine Arbeitsplätze vernichten" und "Wir lassen unser Berlin nicht von Chaoten kaputtmachen".
Auf Druck des rechten Parteiflügels und der Gewerkschaften verzichtet die SPD darauf, einen Mißtrauensantrag gegen Innensenator Lummer zu stellen. |
26.09.81 | 25.000 Menschen bei einer friedlichen Großdemonstration gegen die Senatspolitik.
Es sind noch 148 Häuser besetzt.
Weizäcker verkündet Räumungsstop bis 7.10. |
28.09.81 | Ein Verhafteter des 12.12. wird im Anschluß an ein Berufungsverfahren freigelassen. Bis auf eine Person sind damit alle Inhaftierten des 12.12.80 wieder frei. |
3.10.81 | Am Wochenende mehrere Neubesetzungen mit anschließenden Räumungen in verschiedenen Bezirken. |
8.10.81 | Treffen von Besetzern und Paten in der Cuvrystr. im Kerngehäuse. Eine Einigung über Widerstandsformen kommt nicht zustande. Weizäcker stellt sechswöchigen Räumungsstop in Aussicht. |
13.11.81 | Tag X: In Charlottenburg wurden am Abend elf Häuser besetzt und auch wieder geräumt. |