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1999
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Januar 87 |
25.01
BRD: Bundeskanzler einer CDU/CSU-FDP
Koalition bleibt Helmut Kohl. Zahlen
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Februar 87 |
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März 87 |
5.03 Türkei/Irak:
Luftangriffe der türkischer Armee auf Kurden im Irak. Dies ist der dritte türkischer Angriff seit 1983 auf vermutete kurdische (PKK-)Stellungen im Irak.
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April 87 |
26.04 Köln:
In Köln findet ein bundesweites Treffen von Vertretern der Initiativen gegen die Volkszählung statt.
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Mai 87 |
1.05 Berlin:
Durchsuchung des VOBO-Büros im berliner Mehringhof. Um 4.45 Uhr riegeln
zehn Mannschaftswagen der Polizei das Gelände des Mehringhofes ab, brechen mehrere Tore und Türen auf und durchsuchen das Volkszählungsinformations-Büro. Außerdem werden auch das
Netzwerk-Büro und die Räume der Kneipe »Ex« aufgebrochen. Begründung im zurückgelassenen Durchsuchungsprotokoll: »Gefahr im Verzug«, »Verdacht der Aufforderung zu Straftaten«.
Berlin:
Auf dem Lausitzer Platz in Kreuzberg findet ein Strassenfest statt. Am Nachmittag wird ein VW-Bus der Polizei umgeworfen, am frühen Abend zwei Bauwagen auf die Straße geschoben.
Der überwiegende Teil der Anwesenden (Personen aller Altersgruppen, sehr viele Kinder) vergnügt sich weiterhin nichts ahnend auf dem Straßenfest. Mit massivem Schlagstock- und Tränengaseinsatz wird das Fest kurzerhand aufgelöst. Die aufgebrachten Straßenfestbesucher errichten spontan Blockaden auf mehreren Straßen. Die Polizei zieht sich überraschenderweise zurück und läßt den folgenden Ereignissen freien Lauf. Es werden Bauwagen und Autos in Brand gesetzt und als Barrikaden benutzt. Geschäfte
werden aufgebrochen und geplündert, darunter auch ein Supermarkt am Görlitzer Bahnhof, der dann angezündet wird und völlig ausbrennt. An den Plünderungsaktionen beteiligen sich im
Laufe der Nacht auch viele »normale« Kreuzberger Bürger. Erst ab ca. 2.00 Uhr nachts greift die Polizei wieder massiv ein. Mit Wasserwerfern und Räumfahrzeugen rückt sie gegen die brennenden Barrikaden und die noch verbliebenen Demonstranten vor.
3.05 Hanover/Stuttgart:
Ein Vorstandsmitglied der linken "Föderation der Arbeitervereine aus Kurdistan" (KOMKAR), wird in Hannover erschossen. Bereits am 8. April wurde ein Komkar-Bundesvorstandsmitglied in Stuttgart durch Schüsse verletzt. Im Juni wird der Vorsitzende der Komkar in Frankreich in Paris erschossen.
9.05 Berlin:
Aktion in Berlin gegen die Volkszählung am Kranzler-Eck (Ku-damm). »Informationsmaterial des statistischen Landesamtes soll einer sinnvollen Verwertung entgegengeführt werden«. Mehrere
Hundertschaften der Polizei versuchen die Veranstaltung aufzulösen. 26 Personen werden festgenommen.
12.05 Hamburg:
Jan Philipp Reemtsma bietet in einem Brief an Bürgermeister Dohnanyi (SPD) an, die Häuser zu kaufen (und später einer GmbH zu überschreiben). Nachdem der Senat anfang Juli erklärt, er sei bis zum September entscheidungsunfähig, zieht Reemtsma sein Kaufangebot zurück. Der Initiativkreis Hafenstrasse, ein breites politisches Bündnis, fordert den Hamburger Senat zu einer Verhandlungslösung auf.
12.05 Gorleben:
Schwerer Unfall im Schacht 1 in Gorleben, ein Stahlring war gebrochen und auf sechs Arbeiter gestürzt. Sechs Schwerverletzte, einer tödlich. Unterlagen belegen, daß der Unfall im Schacht fahrlässig zustande kam. Durch die Strafanzeige der Bl und der daraus resultierenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen kommt es zum Baustop für eineinhalb Jahre.
14.05 Berlin:
Eine angemeldete Demonstration gegen die Kraftwerksunion (KWU) und die Deutsche Bank, die vom KWU-Gebäude in Moabit zur Deutschen Bank am Olivaer Platz führen sollte, wird verboten.
Trotzdem bildet sich ein spontaner Demo-Zug auf dem Kudamm mit ca. 700 Leuten.
16.05 Berlin:
Demonstration gegen die Volkszählung mit ca. 12.000 TeilnehmerInnen in Berlin.
26.05 Berlin:
Norbert Kubat begeht Selbstmord in U-Haft. Kubat (29) wurde nach den Auseinandersetzungen in Kreuzberg in der Nacht vom 1. zum 2. Mai auf der Straße aufgegriffen. Bei seiner Festnahme war er stark angetrunken. Eine Haftverschonung wurde abgelehnt.
28.05 Berlin:
Trauermarsch für Norbert Kubat. Ca. 1.500 Menschen demonstrieren für die Freilassung der Inhaftierten und gegen die U-Haftbedingungen.
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Juni 87 |
6.06 DDR:
In Ost-Berlin kommt es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Volkspolizei. Die Sicherheitskräfte versuchen, etwa 3.000 Rockfans, die vom Brandenburger Tor aus ein Rockkonzert vor dem Reichstagsgebäude in West-Berlin mithören wollen, den Zutritt zu verwehren.
11.06 Berlin:
Am Vorabend des Besuchs des US-Präsidenten Ronald Reagans in Berlin-West, hatten über 150 Parteien, Organisationen und Vereine zu einer Demonstration aufgerufen. Ca. 50.000 Menschen, darunter ein starker Autonomer Block (ca. 3.000), demonstrieren gegen die Rüstungspolitik der USA, gegen den von den USA betriebenen schmutzigen Krieg in Mittelamerika.
Die Polizei hat Vorbereitungen für Massenverhaftungen getroffen und die Abschiebehaftanstalt in der Kruppstraße leergeräumt.
Etwa zeitgleich zum Ende der Abschlußkundgebung kommt es am Wittenbergplatz zu den ersten Auseinandersetzungen, bei denen einige Scheiben des Ka De We zu Bruch gehen. Die Scheiben
eines Getränkemarktes werden eingeworfen und die Auslagen geplündert.
In Kreuzberg 36 fährt am Abend ein starkes Aufgebot von Polizeieinheiten auf.
Um den Heinrichplatz gibt es vereinzelte Versuche, kleine Barrikaden auf den Straßen zu errichten.
Die Polizei riegelt die Straßen rings um den Heinrichplatz ab und geht mit Tränengas und Schlagstöcken gegen die auf der Straße befindlichen Personen vor.
Laut Ermittlungsausschuß kommt es zu ca. 100 Festnahmen in dieser Nacht.
12.06 Berlin:
Um jeglichen Protest gegen den Besuch des US-Präsidenten zu unterdrücken, läßt Innensenator Kewenig (CDU) den Stadteil Kreuzberg abriegeln.
Um ca. 11.00 Uhr wird der Fahrbetrieb der U-Bahnlinien 1 und 8, die den Bezirk durchqueren, eingstellt. Die BVG gibt als Grund »Betriebsstörung« an.
Ebenfalls eingestellt wird der Verkehr der Busse 28 und 29.
Auf den Zufahrtsstraßen von Kreuzberg in Richtung Innenstadt finden zahlreiche Polizeikontrollen statt. Fahrzeuge werden durchsucht, ohne Angabe von Gründen werden sie an der Weiterfahrt gehindert.
Unter starkem Polizeiaufgebot hält US-Präsident Reagan eine Rede vor dem Brandenburger Tor.
Im Citybereich werden drei angekündigte Kundgebungen gegen den Reaganbesuch kurzfristig von der Polizei verboten. An den Kundgebungsorten haben sich schon mehrere hundert Personen versammelt.
Im Kreuzberger Kiez um die Oranienstr. wiederholen sich die Ereignisse der letzten Nacht.
Das Bezirksamt Kreuzberg sagt daraufhin das Kreuzberger Stadtteilfest zur 750-Jahr-Feier ab. Der Stadtteil sieht sich durch die Ereignisse der letzten Tage diffamiert und kriminalisiert. Es gibt keinen Grund zum Feiern.
25.06 Rote Zora:
Versuchter Brandanschlag auf die Hauptverwaltung des Adler-Textilkonzerns in Haibach. Der Adler-Konzern produziert in Südkorea, wo im April dieses Jahres ein Streik von 1.600 Beschäftigten, in der Mehrzahl Frauen, von Militärpolizei und Schlägertrupps brutal niedergeschlagen wurde.
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Juli 87 |
19.07 Hamburg:
Die geräumten Wohnungen werden wiederbesetzt. Tausende HamburgerInnen kommen zur Hafenstraße und solidarisieren sich mit der Wiederbesetzung, es wird gefeiert und spontan zum Knast und zur Schanzenstr.41 demonstriert, die seit einigen Wochen besetzt ist. Angesichts der breiten Unterstützung der Wiederbesetzung kann es sich der Senat nicht leisten, sofort räumen zu lassen. Hamburgs Senatoren reisen aus dem Urlaub zu einer Krisensitzung an. Anschließend erklärt Bürgermeister Dohnanyi (SPD) die Besetzung für "rechtswidrig und strafbar", fordert gleichzeitig Verhandlungen mit einem "Beauftragten" bzw. "autorisierten Vertretern" der BewohnerInnen.
sommer Berlin:
steine auf Nowakowski, Kübelanschlag auf Maxwell.
juli RZ/Rote Zora:
Die Herausgabe eine Dokumentbandes mit Texten der RZ ("Der Weg zum Erfolg") wird von den Frauen der "Rote Zora" kritisiert. Sie werfen den Heraugebern eine frauenfeindliche Geschichtsschreibung vor und rufen auf, den Kauf des Buches zu boykottieren.
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August 87 |
15.08 Rote Zora:
verübt bundesweit auf acht Verkaufsmärkten der Firma Adler Brandanschläge.
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September 87 |
11.09 Berlin:
Brandanschlag der Amazonen auf Textil-Multi Adler am Ku´damm.
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Oktober 87 |
2.10 Hamburg:
Der SPD/FDP-Senat beschließt auf einer Sondersitzung die Vorlage eines Pachtvertrages für die Hafenstrasse. Gestellt werden drei Ultimaten u.a. den Abbau der Befestigungen in und vor den Häusern ab sofort, spätestens bis zum 31.Oktober und die "Paraphierung" des Vertrages durch den Verein bis spätestens 17. November.
Gegen die mögliche friedliche Lösung inszenieren Innensenator Pawelczyk, der Staatsschutz, das Hamburg-Fernsehen und die Springer-Presse eine konzentrierte Hetzkampagne "RAF in der Hafenstraße" - "legaler Arm der RAF". Teile des Staatsapparates (voran Sprecher der Polizeigewerkschaften) fordern die sofortige Räumung und drohen öffentlich: "Die Grenzen der Loyalität sind erreicht".
10.10 Wackersdorf:
Etwa 25.000 Menschen demonstrieren gegen die WAA.
31.10 Hamburg:
Der Initiativkreis Hafenstrasse und 40 Gruppen/Organisationen rufen zu einer Großdemonstration auf (es läuft das Entfestigungsultimatum ab). Die Befestigungen bleiben jedoch und werden verstärkt.
Mit der Demo geht Radio Hafenstraße (auf 96,8 MHz) voll auf Sendung und bleibt dies bis zur Nacht vom 18./19. November. Sofort nach der Abschlusskundgebung wird in der Baullücke zwischen den Häusern 116 und 120 ein von der SDAJ geliehenes "Freundschaftszelt" aufgebaut. Hier finden bis zum 19. November täglich Veranstaltungen und die "offenen Plena" mit bis zu 400 Leuten statt. Obwohl der Vertrag nach wie vor scharf kritisiert wird, erklären sich die BewohnerInnen am zwei Tage später bereit, den Vertrag zu unterzeichnen - ausgenommen Paragraph 19, der den Abbau der Befestigungen als Vorbedingung enthält.
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November 87 |
2.11 Startbahn:
Bei einer Demonstration (zum 6.Jahrestag der Räumung des Hüttendorfes ) werden zwei Polizisten an der Startbahn-West durch Schüsse tödlich verletzt. Andreas Eichler wird einen Tag später verhaftet, 11 weitere Haftbefehle werden erlassen. Andreas Semisch wird im Frühjahr 88 zum zweiten mal verhaftet und verurteilt.
9.11 Hamburg:
Nach langen Debatten werden die Stacheldrahtrollen von den Dächern genommen: aus der Sicht der BewohnerInnen ein erneutes deutliches Signal für ihre Vertragsbereitschaft. Dohnanyi reicht es immer noch nicht. Kurz nach der Abnahme der Drahtrollen fordert er den Abbau aller Befestigungen bis zum nächsten Tag.
11.11 Hamburg:
Der Senat erklärt die Vertragslösung für gescheitert.
Mehrere tausend Menschen versammeln sich um die Häuser an der Hafenstraße.
Das für alle offene Plenum im Zelz berät fast ununterbrochen. Es wird intensiv über die Einschätzung der Lage, über Verteidigungsmaßnahmen und den Bau von Barrikaden im Gebiet der Häuser diskutiert. Ab Mitternacht 11./12. November werden in der Hafenstraße, in
der Bernhard-Nocht-Straße und in einigen Stadtteilen Barrikaden errichtet und in Brand gesetzt. Spontan demonstrieren mehrere hundert Menschen morgens um 4 Uhr auf der Reeperbahn. Die Polizei zieht mehrere Hundertschaften in und um St.Pauli zusammen. Es kommt nicht zu größeren Auseinandersetzungen, keine Festnahmen, und es wird bald deutlich, daß nicht sofort geräumt wird.
14.11 Hamburg:
Eine Demonstration vom Bahnhof Sternschanze zu den Häusern wird verboten, die Durchsetzung dieses Verbots mit dem bisher größten Polizeieinsatz in Hamburg wurde von den DemonstrantInnen unterlaufen. In kleineren und größeren Gruppen "demonstrierten" 5.000 Menschen zum Hafenrand und versammeln sich viele Stunden vor den Häusern. Später zieht die Polizei einen weiträumigen Ring um das Hafenrandgebiert.
Mitterweile entwickelt sich die Solidarität mit der Hafenstraße weiter. Jeden Tag kommen mehr als tausend Menschen, bringen Solidaritätsschreiben, Geld- und Sachspenden. Es gibt Live-Musik und viele intensive politische Diskussionen an den Barrikaden, um die Häuser herum, im Zelt und in den Gemeinschafträumen. Hunderte von Leuten bleiben Tag und Nacht. Die Verteidigung der Häuser wird zur Sache aller. Gut organisierte Barrikadenwachen sind entstanden. Im gesamten Stadtgebiet erkunden Fahrwachen die Bewegungen der Polizei. Es gelingt nicht, die Solidaritätsbewegung zu spalten.
16.11 Hamburg:
Bürgermeister Dohnanyi (SPD) gibt den BewohnerInnen erstmals die verbindliche Zusage ("Ich verpfände mein Amt"), den Vertrag zu unterzeichnen, wenn bis Mittwoch, 14 Uhr, die Barrikaden beseitigt sind, bis Donnerstag, 14 Uhr, "die volle Zugänglichkeit der Häuser" hergestellt ist und die "bis dahin beseitigbaren Befestigungen" entfernt sind.
BewohnerInnen und das offene Plenum gehen auf das ultimative Angebot ein und rufen dazu auf, bis zur Vertragsunterzeichnung die Häuser mit vielen Menschen anstelle der Barrikaden zu schützen. Es beginnt der Abbau der Barrikaden, es kommen tausende Menschen (auch viele Schaulustige und "prominente" Abbaufetischisten).
Endgültig rechtskräftig wird der Vertrag am 1.1.1988.
25.11 DDR:
Durchsuchung der Umweltbibliothek im Bezirk Prenzlauer Berg, 20 Personen werden verhaftet. Am Abend demonstrieren rund 200 Menschen vor der Zionskirche gegen die Verhaftungen.
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Dezember 87 |
10.12 Ruhrgebiet:
Im Ruhrgebiet treten mehr als 100.000 Stahlarbeiter in den Streik. Sie protestieren damit gegen die geplante Schließung des Krupp-Hüttenwerks in Duisburg-Rheinhausen.
18.12 RZ/Rote Zora:
Bundesweite Durchsuchung von 33 Wohnungen, Büros, Frauenprojekte und suche nach 23 Personen wegen RZ und Rote Zora. Ingrid Strobel und Ulla Penselin werden verhaftet. Dabei wurde u.a. umfangreiches Material zum Thema Gentechnologie und Reproduktionsmedizin. Penselin wird vorgeworfen einem Kreis von Frauen anzugehören, die sich mit Bio- und Gentechnik beschäftigen.
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