< Buch: Autonome in Bewegung - Anmerkungen
Home Projekt Buch Archiv Diskussion E-Mail
Inhalt

Einleitung

Anmerkungen

Korrekturen

Antrag Indizierung

AG Grauwacke


Verfahren

Anmerkungen zum Buch

Diese Seite versteht sich als Ergänzung und Erweiterung des Buches. Ihr findet hier Hinweise zu Materialien, auf die sich die Autorinnen des Buches teilweise gestützt haben, sowie ergänzende Texte.

1 bis 10   11 bis 20   21 bis 30   31 bis 40   41 bis 47  

1 Diese frühe Phase wird sehr informativ in einer Diplom-Arbeit dargestellt, die Klaus Herrmann und Harald Glöde (ja,ja, der jetzt im RZ-Prozeß angeklagte) im Dezember 1985 am OSI-FU Berlin vorgelegt haben (Gutachter Grottian und Roth): "Aufstieg und Niedergang der Hausbesetzerbewegung in Berlin". Wer Lust hat, ihre Blickweise zu vergleichen - sie weicht erheblich von unserer ab, obwohl wir gemeinsam/parallel "in der Szene" aktiv waren.

2 Der Buchtitel lautet:
F.W.Müller jr. und das Kerngehäuse - Die Geschichte eines Kreuzberger Gewerbehofes"
CIP-Kurztitelaufnahme: Kindernähmaschine/Nähmaschine/Hausbesetzer/Kreuzberg Berlin 2000 ISBN 3-9804686-6-6
zu beziehen bei Hannes.Kowatsch@t-online.de für 35 € oder beim Kreuzberg Museum, Adalbertstraße 92 10999 Berlin
das Buch ist zur Hälfte ein Sammlerkatalog über die Fabrik/Kindernähmaschinen und zur anderen Hälfte die Geschichte der Besetzung und der Weiterentwicklung incl. Büro für ungewöhnliche Maßnahmen. Die Entwicklung der handelnden Personen steht leider noch aus!

3 Dieser wichtige Teil der Bewegung bleibt im Dunkeln, wenn nicht Einzelne wenigsten nachträglich was schreiben/erzählen. Hier wenigsten Kurznotizen aus einem Gespräch mit XY:
"Wir kamen aus einer völlig anderen Szene als die Leute aus der Cuvry. Die waren Bürgersöhnchen, gebildet, hatten Geld. Bei uns sammelten sich die Looser: Klauen war der normale Lebensunterhalt, und das konnten wir immer besser, fast professionell. Das war damals noch viel einfacher als heute. Klar gab es Einige, die dealten - aber keine harten Sachen. Politisch waren wir in unserer Clique alle, hatten genug Erfahrung mit den Bullen, konnten zulangen, konnten uns aufeinander verlassen - und das wußten die auch. Es gab damals einen durchgedrehten Zivilbullen, Schapper - der schlug einfach zu, wenn er uns nur gesehen hat. Die besetzten Häuser waren wichtig, aber eigentlich haben wir uns mehr als Revolutionäre verstanden: Kampf dem kapitalistischen Schweinesystem, so gut es nur ging. Natürlich fanden wir RAF und ETA und solche Gruppen völlig ok: die machten wenigstens was, waren konsequent, gaben nicht auf. Es waren mehr persönliche Gründe, warum wir nicht im RAF-Sympi-Kreis gelandet sind: da gab es zu viele komische Leute. Wir haben auch viel gelesen - von Widerstandkämpfern in der Nazi-Zeit (Edelweißpiraten), auch von Che, auch allen möglichen kommunistisch-revolutionären Gruppen - das stärkte unser Gefühl, daß man konsequent sein muß, daß man die Abwiegler und Systemschwätzer entlarven und bekämpfen muß. Wir waren alles Kämpfer, Frauen und Männer, die Frauen noch nen Zahn schärfer. Viele sind jetzt im Knast gelandet oder nach Westdeutschland gegangen oder tot.."
Neben Gesprächen wie diesen gibt es drei "Interviews" mit BesetzerInnen, die Grundlage einer Dipl.Arbeit werden sollten - sie wurde nicht fertig gestellt. Das ist ja alles schön und gut: besser wären eigene Geschichten!!

4 Aus dem Jahre 1981 gibt es eine Ermittlungsausschuß Selbstdarstellung (März 1981) Und was hat sich danach getan?

5 Müssen sich Autonome, Revolutionäre und ähnliche Menschen überhaupt ernsthaft über Flügel in der SPD oder gar CDU Gedanken machen, wie es hier im Text öfters passiert? Na gut, auch noch so genaue Beschreibungen zeigen, daß das alles Schattierungen des Herrschaftssystems sind - und wem das reicht, der soll es dabei lassen.
Für andere zeigt sich, daß es immer bei Zuspitzungen durch aktive Bewegungen (das war in der Studentenbewegung nicht anders) eine Gruppe oder gar Fraktion gibt, die mit den Zielen und manchmal auch mit den Akteurinnen sympathisiert - und das subjektiv aus sehr unterschiedlichen Gründen: Nostalgie und schlechtes Gewissen angesichts einer eigenen, radikalen Vergangenheit, Abscheu gegenüber den zynischen Mit-Herrschenden, persönliche Nähe zu Kindern,Verwandten,Enkeln, manchmal auch taktisches Kalkül, als "Experte" für bestimmte Bewegungen wichtig zu sein (als SozialwissenschaftlerIn, als BeraterIn usw).
Innerhalb der Berliner SPD herrschte seit Jahrzehnten ein Apparat-Flügel, gestützt von Direktoren der Staatsbetriebe und von den Betriebsratsvorsitzenden dieser Betriebe, die wiederum die Gewerkschaften dominierten. Innerhalb der Berliner CDU gab es den entsprechenden Flügel (um Diepgen,Landowsky,Kittelmann), der aber eher in der "freienWirtschaft", bei Verbänden und Standesorganisationen seine Hausmacht hatte.
Die Besetzerbewegung richtete sich zunächst gegen die regierende SPD-Clique - und verhalf indirekt der CDU-Clique an die Macht; das ist die eine große Linie der "Stadtpolitik". Die andere ist: Der Regierungsverlust nutzte einem "Reformflügel" innerhalb der SPD, der sich an die Stelle der alten Clique setzen wollte, der die Besetzerbewegung als Mittel nutzte, aber nicht deutlich genug neue Konstellationen zu schaffen wagte: eine Koalition mit der damals fortschrittlichen FDP und der noch fortschrittlichen AL wäre rechnerisch möglich gewesen, hätte aber eine Zuspitzung gebracht, die zur großen Koalition der Herrschenden Cliquen von SPD und CDU hätte führen müssen, wie sie so erst nach 1990 gebildet wurde. Vieles wird sich nicht mehr rekonstruieren lassen - aber eine genauere Einsicht in Interessens- und Stimmungslagen im Umkreis der SPD wird sich ergeben, wenn Peter Wardin seine Zusage wahr macht, auf der Diskssionsseite seine Position zu erläutern.

6 Die Übersicht über die Lehrveranstaltungen ist beim Layout leider verloren gegangen: Bitte an die damaligen Dozenten, nochmal in alten Materialien nachzuschauen und uns das zuzuschicken. Gar nicht schlecht wäre es auch, was authentisch und subjektiv zu berichten und vielleicht auch: wie seht Ihr das (und vielleicht sogar die damalige Patenbewegung insgesamt) heute ?

7 Die allererste gemeinsame Forderung der Besetzerbewegung war "Laßt die Leute frei...!" - ein politischen Druck zur Freilassung mit der Aussage: Keine Verhandlungen ohne Freilassung. Ohne längere Diskussionen wurde diese Forderung nach dem Mai 1981 aufgegeben - die "Realitäten" der Vertragswünsche waren stärker..
Ene "Gesamtlösung" wurde in zwei sehr unterschiedlichen Phasen formuliert Diese erste Gesamtlösungs-Forderung im Sommer 1981 war eher plakativ: sie sollte verhindern, daß eine Gruppe von Häusern (die "Neue Heimat-Häuser") einen eigen Weg ginge - und sollte gleichzeitig durch eine demonstrative Geschlossenheit den Druck auf die neue CDU-Regierung erhöhen.(zur 2.Gesamtlösung S. Anm. 16)

8 TUWAT - Das Programm (August 1981)

9 Thesen zur Autonomen Bewegung (August 1981)

10 1982 legt der Berliner Verfassungschutz eine umfangeiche Arbeit über die Autonomen und den Berliner Häuserkampf vor. Als Anhang findet sich dort eine komplette "Aufstellung der hier bekannt gewordenen Brand- und Sprengstoffanschläge in der Zeit vom 13.12.1980 bis 7.4.1982". Hier wird fleissig bis zur Zahl 143 durchnummeriert. Wir dürfen darauf hinweisen, dass die Liste nicht vollständig ist.

11 Die Trennung zwischen Verhandlern und Nichtverhandlern war so groß, daß wir als Nichtverhandler natürlich nur sehr begrenzt sinnvolle Aussagen machen können. Hier nochmal die deutliche Bitte schildert die Lage aus Eurer Sicht - und das möglichst subjektiv und konkret. Einer der Aktivisten aus jener Zeit hat schon fest zugesagt

12 Nach der Räumungsorgie im September in Schöneberg reagierten die Kreuzberger“ sauer auf die Ankündigung des CDU-Seants, daß nun bald auch in Kreuzberg geräumt werde. Im Bezirksparlament gab es eine deutliche SPD-Grünen-Mehrheit in der Besetzerfrage, die nun (am 7.10.1981) einen Sonderausschuß unter der Leitung von Peter Wardin einsetzte und sich klar gegen die Landespolitik stellte. Am Abend des 7.10. traf sich der Kreuzberger Besetzerrat mit den Paten es war schon recht ungewöhnlich, daß ein SPDler beim Besetzerrat reden durfte und sogar Beifall erhielt. Nach diesem Treffen gab es höchste Aktivitäten: während die Besetzer an dem Barrikadenplan arbeiteten, um den Kiez militant zu verteidigen, mobilisierten die Paten und Unterstützer ihre Szene. Ergebnis: die geplanten Räumungen mußten unterbleiben, ein Räumungsmoratorium wurde für 6 Montae durchgesetzt. Hintergründe und Arbeitsweise dieses Sonderausschusses wären sinnvoll zu beleuchten, das Material liegt bei Wardin könnte Teil einer Diplom-Arbeit werden!

13 siehe Text von Gelbschal aus der Radikal 100

14 Dieser Kampfbegriff - besonders ausgeschmückt von der Springer-Presse - war hinreichend undeutlich, um ihn je nach taktischer Situation zu benutzen. Anfang waren alle besetzten Häuser ein Hort der Kriminalität: schließlich waren die Besetze durch einen "Hausfriedensbruch" in diese Häuser gelangt. Später wurden mehr oder minder läppische Vorwände genommen, um die besondere Gefährlichkeit zu beweisen: Einkaufswagen wurden in den besetzten Häusern aufgefunden, leere Flaschen als Molli-Vorstufe usw. Als Verhandlungen zwischen Wohnbaugesellschaften und Besetzergruppen erfolgreich zu werden drohten, schaltete sich der Lummer-Flügel gezielt ein, um Lösungen zu hintertreiben:Er setzte nicht mehr auf Räumung alles Häuser, sondern auf die Trennung von konstruktiven Instandbesetzen und den Radikalen, Autonomen, Chaoten in den "kriminellen Fluchtburgen". Dies wird im Text und der Anmerkung 16 ausführlich dargestellt.

15 In der Radikal Nr. 105 vom Juni 1982 gibt es den Artikel "die schlacht absagen".

16 Hier Auszüge aus einem Ursprungstext, der wegen Platzmangel nicht in das Buch paßte:
Die 2.Phase einer "Gesamtlösung" unterscheidet sich von der Mitte 1981 deutlich (s.Anm.7) Die Aufbruchsstimmung ist dem Alltag gewichen, und für viele Häuser steht die Form der Verträge auf der Tagesordnung, nicht mehr die Frage, ob überhaupt verhandelt werden soll. Die Verhandler-Häuser haben zwei große Gruppen gebildet: die "Neue-Heimat-Häuser", hauptsächlich in Schöneberg und Charlottenburg, und die "Stattbau-Häuser" in K36, und daneben gibt es unzählige Verhandlungen mit Einzelbesitzern oder bei Häusern, bei denen die Wohnbaugesellschaften nicht an Verträgen interessiert sind.
Der "Große Besetzerrat" als Struktur existiert kaum noch. Nur noch in Kreuzberg trifft sich der "Besetzerrat K36" regelmäßig - hier allerdings hauptsächlich die Nicht-Verhandler-Häuser. Auch bei den Nicht-Verhandlern hat sich eine Trennung herausgebildet: Ein Teil der Häuser verhandelt nicht, weil sie sich in einem desolaten Zustand befinden: Fraktionen, Streits, Hänger vs Macher...sie sind nicht mehr in der Lage, gemeinsame Treffen zu organisieren, und das wäre natürlich die Voraussetzung für Gespräche und Verhandlungen. Ein weitere Teil der Häuser ist gelähmt zwischen der Verhandler- und der Nicht-Verhandler-Fraktion und verhandelt deswegen nicht, und nur ein kleiner Teil der Häuser will bewußt aus politischen Gründen nicht verhandeln.
Die Paten- und Unterstützer-Szene dümpelt vor sich hin: zu viele Einzelheiten aus dem Alltag der besetzten Häuser hat die Sympathie für den Ausbruch aus den Konventionen, das andere Leben jenseits von Konsum und Kommerz, das Ausprobieren neuer Lebensformen gedämpft - und die Stimmung des neuen Bündnisses gegen die CDU-FDP-Regierung weicht der Erkenntnis, daß die noch ganz schön lange werden regieren können. Also auch hier ist der Alltag eingekehrt. Auch im Senat ist die Lähmung beim Besetzerthema ein Dauerzustand: Innensenator Lummer will eine große Zahl der Häuser räumen lassen und mit einigen Vernünftigen Verträge machen lassen, Bausenator Rastemborski will für mehr Häuser Verträge aushandeln lassen, hat seine Experten und setzt auf Zeit - und der Regierende Bürgermeister will möglichst wenig falsch machen und hält den Zustand einfach offen. Niemand ist mit dem Zustand so recht zufrieden - aber zunächst scheint es keine Lösung zu geben.
In Gesprächen zwischen dem "Verhandlungsführer" der "Neue-Heimat-Häusern" und einem Nichtverhandler stellen sich noch Reste eine politischen Gemeinsamkeit heraus, und mit dem SPD-Verhandlungsführer Wardin gemeinsam wird ein kompliziertes Konstrukt entwickelt, die "politischen Gesamtlösung":
Alle Häuser erklären gegenüber über den Besetzerrat, daß sie die unterschiedlichen Konzepte für unterschiedliche Häuser gegenseitig akzeptieren. Das ist schon sehr konstruiert: die Verhandler dürfen ihre Verträge machen - und die Nicht-Verhandler müssen nicht verhandeln, geben aber im Rahmen der Gesamtlösung eine Erklärung ab: sie interessiert nicht, wer Eigentümer der Häuser ist, sie wollen auch keine Eigentümer oder Mieter werden sondern Nutzer bleiben - und werden sich wie bisher um den Erhalt der Häuser und die Betriebskosten kümmern. Na schön, wie das in der Realtät aussähe, bleibt unerörtert: immerhin ist das eine Lösung für alle Häuser, ein positiver Ausweg aus der festgefahrenen Situation - und was recht Utopisches. Im Unterschied zur ersten Gesamtlösung hat dieses Konstrukt - trotz der Schwäche der Bewegung" - eine realistische Chance. Das liegt hauptsächlich daran, daß der Bausenator sein Herz als sozial-orientierter Christ entdeckt hat, das Thema mit einem "Erfolg" vom Tisch haben will und von Fachleuten für Selbsthilfe, "behutsame Stadterneuerung" umgeben ist. Sie haben sogar einen juristischen Weg entdeckt, die Nichtverhandler einzubeziehen: sie werden (gegen ihren Willen, jedenfalls ohne irgendwelche Mitwirkung) zu einem Sonderfall von Selbsthilfe erklärt, der als besonders preisgünstig verkauft werden kann, weil diese Besetzer ja keine Gelder vom Staat haben wollen.
Im Kreuzberger Besetzerrat wird das Konstrukt unter "Verschiedenes" abgehandelt - merkwürdig, unrealistisch, aber nicht falsch. Bei den "Neue-Heimat"-Häusern gibt es längere Diskussionen und deutliche Konflikte: einige wollen schnell abschließen wollen, ohne Rücksicht auf die Nicht-Verhandler, halten das nur für einen Verzögerungstrick (erst vor kurzem haben wir mitgekriegt, daß sie in intensiven Verhandlungen ausgerechnet mit Lummer standen - die Gespräche liefen über den jetzigen RA Eisenberg)), aber die Mehrheit setzt dann doch auf das bessere Gefühl, mit dem etwas merkwürdigen Konstrukt der "Einheit der Besetzerbewegung" noch etwas zu bewegen. So wird für die Diskussion über dieses Konstrukt der "Großen Besetzerrat" einberufen: es ist eine Formalie, weil die wenigen, die die Hintergründe kennen, sich vorher geeinigt hatten, und alle Skeptiker einfach den Mund halten....Es ist nur noch wenig von Bewegung zu spüren, es ist schon sehr "politisch" geworden. Wardin kümmert sich um seine SPD, die Wohnbau-Gesellschaften, die Kirchen und andere Sympanthisanten gekümmert - die sind natürlich froh, daß sich endlich was bewegt. Zusammen mit den Verhandler-Besetzern organisierten sie eine Großdemo "Für die politische Gesamtlösung". Wenn jetzt noch die Gruppe im Senat zustimmte, die die Lummer-Politik nicht akzeptierte, gäbe es eine Mehrheit.
Die FDP war gespalten zwischen der Lummer- und der Rastemborski-Lösung, allerdings war auch hier der "gemäßigte Flügel", der sich für die Gesamtlösung aussprach, stärker.
Nach der Regierungs-Neubildung unter Einschluß der FDP gibt es eine erklärte Tendenz zur Gesamtlösung - aber gegen den erklärten Widerstand von Lummer und Diepgen. Lummer setzt seine Linie durchaus geschickt in die Realität um: da es wegen der Verhandlungen keine "bauliche Gründe" für Räumungen mehr gibt, präsentiert er "allgemeine Kriminalität" und die "Drogen" - seine Truppen sind neben seinem Justiz- und Bullenapparat die große Mehrheit der CDU und deren Wähler und natürlich die Springer-Presse. Er läßt eine Liste von Häusern veröffentlichen, die aus diesen Gründen unbedingt geräumt werden müssen - an erster Stelle steht das Haus Frobenstr. 6 Die Schöneberger Besetzer hatten mit dem Haus schon lange nix mehr zu tun: es war rott, und nur noch wenige Besetzer hausten dort. Bei meinem Besuch dort kennen sich die Besetzer selbst nicht in ihrem Haus aus, sind eigentlich beim Ausziehen, hatten von anderen gehört, die vielleicht wieder zurückkommen wollten - mehr als 4 bis 5 Menschen leben dort sowieso nicht: es ist eines der Häuser, die nur von streetworkern und viel Unterstützung hätten gehalten werden können. Lummer kennt sich dort mithilfe seiner Zivis natürlich aus - und mit der Räumung dieses Hausen entscheidet er das Schicksal der "Gesamtlösung". Rastemborski wird von der Räumung überrascht ..er hat verloren, ist trickreich reingelegt worden..(Wenige Wochen später tauchte Rastemborski weder an seinem Arbeitsplatz noch bei seiner Familie auf...nach tagelangen Spekulationen über Entführungen u.ä. meldete er sich aus einem Kloster: er wollte Abstand bekommen und aus "der Politik" aussteigen).
Wir bereiteten uns auf die Räumungen vor.

17 Es gibt gute Gründe, die konkrete Entwicklung von eher spontanen Gruppen, die den versprochenen Sachschaden zu produzieren bereit waren, zu den festeren und verbindlicheren autonomen Gruppen NICHT darzustellen. die im folgenden Militanz-Kapitel besonders im Mittelpunkt stehen - darüber läßt sich besser in kleinen und vertrauten Kreisen plaudern. Ganz sicher ist aber: der Repressionsdruck schreckt zwar viele ab, führt aber bei nicht wenigen zu größerer Entschiedenheit und hoffentlich auch Umsicht. Ein besonderes Manko dieses Buches ist es, daß das geplante "Repressionskapitel" nicht fertig geworden ist - hier könnte ein Schwerpunkt eines folgenden Buches sein: unsere Erfahrungen mit Repression, aktuelle Entwicklungen der Techniken, der Behördenstrukturen - und der Gefahr der "Betriebsblindheit" (ein "alter Experte" erzählte in der auslaufenden Besetzerphase, daß er es nicht mehr schaffen würde, nen Molli in ne Bank zu schmeißen - nach allem, was er über Spurensicherung, Ringfahndung u.ä. inzwischen wisse..). Aktuelle Berichte für die Diskussionsseite sind mit der gebotenen Vorsicht verschärft erwünscht.

18 In der Radikal Nr. 120 vom September 1983 sind unter dem Titel "PS: Autonomer Häuserkampf im Kreuzberger Ghetto" längere Texte zum Ende der Häuserbewegung abgedruckt. Sie werden demnächst im Archiv-Bereich zu lesen sein.

19 fehlt wackersdorf-broschüre ?

20 siehe www.freilassung.de(externer Link) Diese Website hat die die umfangreichste Zusammenstellung aller Texte von, zu und über die Revolutionären Zellen und die aktuelle Berichterstattung über den seit März 2001 laufenden RZ-Prozess.

21 Verweis auf Praxis-Sonder-Nr. Revolutionärer Zorn Nr 5 (zu finden in guten Archiven)

22 Der Konflikt zwischen den Autonomen und der Berliner taz-Lokalredkation eskalierte im Sommer 1987 nach der Kübelaktion. Ein taz-redakteur wurde mehrfach bedroht und mit Steinen beworfen. Die taz-Lokalredaktion revanchierte sich und zog Vergleiche mit der Mafia in Palermo. Im Herbst klauten Unbekannte der taz ein paar Seiten und tauschten sie gegen selbstproduzierte Seiten aus.

TAZ vom 29.08.1987
Aus Berlin Brigitte Fehrle

Klein-Palermo in Berlin-Kreuzberg

Gewerbetreibende in Berlin Kreuzberg werden mit Schutzgeldern erpreßt / Überfall auf Restaurant: Drei Eimer Scheiße verschüttet / Schicki-Mickies" sollen raus aus dem Kiez / "Kiezstrukturen" würden zerstört
Nachdem am letzten Sonntag in das Nobel-Restaurant "Maxwell" im tiefsten Kreuzberg drei Eimer Scheiße geschüttet wurden, wurde zum ersten Mal offen sichtlich, was unter der Hand schon seit etwa zwei Jahren bekannt ist: daß nämlich Gewerbetreibende in und um die Oranienstraße und den Heinrichplatz sogenannte "Schutzgelder" zahlen, die sie vor Überfällen und Plün derung bewahren. Das "Maxwell", ein teures Eßlokal - weiße Wände, weiße Tischdecken und Ober mit langen, weißen Schürzen - , seit etwa eineinhalb Jahren in SO 36 angesiedelt, war schon einmal Zielscheibe eines Angriffs. Damals wurde das Lokal demoliert, Tische wurden umgeworfen und die Schaufensterscheiben eingeschmissen. Vom Wirt wurde verlangt, Geld in eine "Knastkasse" zu zahlen. Er stünde als erster auf einer "Liste" von Läden, die man in Kreuzberg nicht haben wolle, hieß es damals. Die Begründung für die neuerlichen Strafaktionen wurde mit den drei Eimern stinkender Fäkalien am Sonntag mitgeliefert. "Wo faschistischem Bullenterror Grenzen gesetzt werden, erhalten IBA, Stattbau, STERN (Altbau- IBA, d.Red.), eine Chance...",hieß es in einem Flublatt. Der "Kampf" richtet sich angeblich gegen die Besserverdienenden, die sogenannte "BAT 2a Schickeria", die im Zuge der Sanierungspolitik in den letzten Jahren begonnen hat, Kreuzberg zu bevölkern. Auf der Liste sollen auch ein Fahrradladen, der auch Räder über 1.000 Mark anbietet, eine Galerie und ein Laden, der Seidenstoffe verkauft, stehen. Das Drohflugblatt bekam aber auch ein seit 15 Jahren in der Oranienstraße ansässiger Trödelladen. Die immer wiederkehrende Begründung lautet, daß diese Läden zu teuer seien und nicht in den Kiez paßten. Sie würden "Kiezstrukturen zerstören, indem sie bürgerliche Normen, abgefahrenes Künstlertum und Ohnmacht etablieren", heißt es in dem Flugblatt. Fortsetzung auf Seite 2 Wer die Gewerbetreibenden da in Aufregung versetzt, ist unklar. Aus der Kreuzberger Autonomenszene ist lediglich zu hören, daß man die Läden zwar auch nicht haben wolle und die Anschläge richtig finde, aber nie geplant worden sei, "Schutzgelder" zu kassieren. Die drei, die die Scheiße ins "Maxwell" gekippt hätten, seien Einzeltäter. Eine spontane Straßenumfrage eines Reporters des Sender Freies Berlin in Kreuzberg brachte erstaunlich viel Sympathie für die Aktion zutage. "So ein Laden wie das Maxwell gehört nicht in unseren Kiez", war der Tenor vieler Stimmen. Hintergrund dieser Tolerierung ist der Unmut vieler Kreuzberger über die, sicherlich geplante, Politik des Senats und des Bezirks, Kreuzberg sozial zu "durchmischen". In der Tat sind mit der IBA und der Sanierungspolitik in bestimmten Straßenzügen und Plätzen Leute (wieder) nach SO 36 gekommen, die sich dort vorher nicht angesiedelt hätten. Architekten wohnen in ausgebauten Dachetagen, Lehrer und Stuienräte besitzten Eigentumswohungen. Die, und sicher auch die neugierigen Touristen, waren es, die sich ein Essen im "Maxwell" leisten konnten. Das Nobel-Restaurant hat inzwischen geschlossen. Der Wirt hat die Nase voll. Unter den übrigen Gewerbetreibenden herrscht Angst und Ratlosigkeit, wer wohl der nächste sein wird. Und Kreuzbergs alternativer Baustadtrat Orlowsky schlägt ein "Kiezpalaver" vor. Er hofft noch auf Toleranz und Kommunikationsbereitschaft.

23 Im Vorfeld des 1.Mai 1990 startet die taz eine Medienkampagen gegen die "Militanten", "Autonomen" und ruft zur Gegenwehr gegen das "Gewaltspektakel" auf. Wie schon in den Jahren zuvor, unterstützt die taz ganz unausgewogen die Befürworter einer behutsamen, grün-alternativen-gewaltfreien stadtpolitik

TAZ vom 28.04.1990

"Die Gaffer sollen bloß wegbleiben"

Die Gewaltdebatte im Kreuzberger Kiez nach dem 1. Mai 89 ist steckengeblieben / Neben der Wut über sinnlose Militanz herrscht Hilflosigkeit und die Angst, wieder zur Kulisse für Randale zu werden / Die Hoffnung auf ein neues "Wir-Gefühl" gegen Gewalttätigkeit verlief im Sande

Kreuzberg. Die Feuerwehr hat sich schon gemeldet, bevor sie überhaupt gerufen wurde. Die Personalvertretung appellierte gestern an die Kollegen, sich am 1. Mai bei eventuellen Krawallen nicht provozieren zu lassen. "Bürger und Bürgerinnen" sind aufgefordert, Rettungsfahrten nicht zu behindern. Die Presseerklärung der Berliner Feuerwehr ist einer von vielen Vorboten auf den 1. Mai im Kreuzberger Kiez. Im Unterschied zu den Jahren zuvor herrscht alles andere als Straßenfeststimmung. Die meisten wollen nur eines: daß ihr Kiez nicht zum vierten Mal in Folge Kulisse für eine Gewaltorgie wird.

Der Schock nach dem 1. Mai 1989 saß den meisten tief genug. Viele - sichtlich befreit von der obligatorischen Solidarität und dem zwanghaften Verweis auf die sozialen Verhältnisse im Kiez - benannten die "Randale" als das, was sie war: der blanke Irrsinn, angefangen von den kaputten Scheiben beim Türken an der Ecke bis zum Versuch, eine Tankstelle anzuzünden. Kein sozialer Aufstand, keine Militanz gegen Bullengewalt, sondern Lust an der Gewalt, der Kiez als Kulisse, unzählige als Gaffer, die das Spektakel in dieser Nacht dem Fernsehprogramm vorzogen.

Dieser Nacht folgten nicht nur Großeinsätze der Stadtreinigung und Überstunden bei den Versicherungsgesellschaften, sondern auch hitzige Diskussionen in Vollversammlungen und Palavern. In einem "Kreuzberger Manifest" kündigten die Unterzeichner, Ex -Baustadtrat Werner Orlowsky, ALer Volker Härtig, Rechtsanwalt Johnny Eisenberg und Ex-Europaparlamentarier Benny Härlin, an, solche Krawalle nicht mehr länger hinzunehmen und in Zukunft einzugreifen. Fassungslose Kiezbewohner verfaßten eine Erklärung gegen den "Zerstörungswahn" und beschlossen: "Wir reden mit euch Vermummten - und bauen eure Barrikaden ab." Michael Fröhling vom Verein SO 36, Mitunterzeichner des Manifests, hoffte auf ein "neues Wir-Gefühl" im Kreuzberger Kiez, auf die Fähigkeit, sich gegen Gewalttätigkeit zu wehren.

Die Emanzipation der Nicht-Militanten schien sich am 8. Juli fortzusetzen, als sich bei einer Demonstration gegen den Parteitag der "Republikaner" Vermummte von anderen DemonstrantInnen, in der Mehrheit Frauen, entwaffnen lassen mußten. Zunehmend wurde Kritik laut am Ritual der Gewalt, deren politische Rechtfertigung immer mühsamer und verquaster ausfiel. Anstelle der erhofften öffentlichen Diskussion fand Einschüchterung statt. Wer sich öffentlich äußerte, mußte mit eingeschlagenen Fensterscheiben und aufgeschlitzten Autoreifen rechnen. "Wenn du hier das Maul aufmachst gegen diese militante Scheiße, dann siehst du alt aus", lautete das Resümee einer ehemaligen Hausbesetzerin. Fröhlings Wunsch nach einem "Wir-Gefühl" hat sich ebenfalls längst zerschlagen; der Verein SO 36 ist mittlerweile selbst Zielscheibe von Pflastersteinen, Besetzungen oder Überfällen. Daß sich die politische und soziale Situation nach dem 9. November verschärft hat, darüber sind sich Autonome und die Leute vom Verein einig.

Doch das Engagement gegen konkrete Probleme wie Drogensucht, Armut oder Wohnungsnot wird in der militanten Szene endgültig als "Sozialschiene" denunziert. "Und Reformisten, die auch noch aktiv sind", sagt Mitarbeiter Rainer Sauter, "die stören einfach." Vieles deutet darauf hin, daß dieser 1. Mai nicht anders wird als der letzte. Nicht mehr der Brass auf den rot-grünen Senat steht im Vordergrund, sondern der deutsch-deutsche Taumel und das Wissen um die rituelle Bedeutung des Datums. "Am 1. Mai guckt ganz Deutschland nach Kreuzberg", war unlängst in der Autonomen-Zeitschrift 'Interim` zu lesen - eine willkommene Gelegenheit, sich das nach der Öffnung der Mauer wieder mit aller Gewalt in Erinnerung zu rufen - im wahrsten Sinne des Wortes. Abgesehen von autonomen Kiezbewohnern und ihren Besuchern aus dem Bundesgebiet sowie türkischen Jugendlichen, hat es sich inzwischen auch in Neuköllner Schulen und Freizeitheimen herumgesprochen, daß am 1. Mai in Kreuzberg keine Hemmschwellen mehr gelten. Eben das befürchtet auch Jörg Machel, Pfarrer der Kreuzberger Ölberggemeinde, deren Kirche nach dem 1. Mai 1989 Forum für Diskussionen war. Die Debatte über Brutalisierung und Militarisierung im Kiez sei weitergelaufen, aber ohne "gesellschaftliche Breitenwirkung". Die Wut über den alljährlichen Bürgerkrieg vor der eigenen Haustür ist Hilflosigkeit gewichen. Viele flüchten buchstäblich aus dem Kiez, die Stimmung - so Rainer Sauter vom Verein SO 36 - ist "auf dem Tiefstpunkt". Vor dem "erwartungsvollen Publikum" hat Pfarrer Machel am meisten Angst. Die Gaffer, fügt Sauter hinzu, sollen bloß wegbleiben. "Aber die Leute hier aus dem Stadtteil müssen präsent sein und eingreifen." (Ich distanziere mich!, der säzzer)
anb

24 Aufruf Verhindern wir den Kongreß

25 Eine Mordmaschine läßt sich nur bekämpfen Ein Artikel aus dem "Stachel"

26 Dies ist ein Arikel der taz über die Broschüre des Westberliner IWF/Weltbank-Frauenplenums / Wie Imperialismus und Patriarchat zusammenhängen "Ohne uns Frauen läuft nix...". Sie existiert nur noch in wenigen Exemplaren. InteressentInnen können sich an uns wenden.

27 Potsdamer Erklärung zur IWF/Weltbanktagung 1988

28 Stadtrundfahrt

29 Zum gegenwärtigen Stand der IWF-Kampagne

30 Die taz berichtete auch über diese VV, zwar mit einem ganz anderen Akzent, aber dennoch, wer es nachlesen möchte: Die Schweige VV

Folgende Texte aus der Interim werden nach und nach noch digitalisiert.
31 Berlin - Nolympia ( Interim Nr. 95 vom 22.3.1990 )

32 Berlin -Nolympic City ( Interim Nr. 157 vom 1.8.1991 )

33 Das Konzept Imagebeschmutzung ( interim Nr. 160 vom 13.9.1991 )

34 Die Entführung einer Gedenktafel aus dem Olympiastadion ( Interim Nr. 175 vom 9.1.1992 )

35 Die Kampagnenhelgas/hägars - ein Resümee ( Interim Nr. 274 vom 17.2.1994 )

36 2. Teil des vorherigen Textes ( Interim Nr. 274 vom 17.2.1994 ) Diese Ausgabe ist nicht identisch mit der Nr. 274 der vorherigen Anmerkungen. Es gab zwei Ausgaben mit derselben Nr.

37 "Kleine Fluchten ... Feste Fäden ... Dichte Netze ...?" - Diskussionsbeitrag im Buch "Zwischen Flucht und Arbeit", 1995 erschienen im Verlag Libertäre Assoziation.

38 "Suchprozess gegen starre Pole" - Diskussionstext und Thesen für ein bundesweites Koordinationstreffen antirassistischer Gruppen, abgedruckt in Swing, autonomes Rhein-Main-Info, im April 1994.

39 siehe Anmerkung 37

40 siehe Anmerkung 37

41 siehe "Früchte des Zorns" Bd. 1, Seite 65 Wir müssen so radikal sein wie die Wirklichkeit( externer Link )

42 siehe hierzu www.freilassung.de(externer Link)

43 Die Auflösungserklärung der RAF

44 siehe hierzu die Infoseiten der Soligruppe(externer Link)

45siehe Thesen zu Padua und auch das Militant Manifesto , abgedruckt in der Interim Nr.538 vom 15.11.2001

46 (S. 390) Sorry, ich finde den Text gerade nicht: Bitte an die AutorInnen, ihn uns zuzusenden! Und vielleicht könnt Ihr ja mit den Fragen was anfangen und vielleicht sogar was dazu schreiben?

47 Gibt den Ameisen Marmelade ... Erfahrungen aus 3 Jahren Grosskollektiv Dezember 1997 bis Januar 2001. Nach diesem Modell arbeitet aktuell die Kneipe Morgenrot, Kastanienalle 85 Berlin/Prenzlauerberg - wollt Ihr nicht mal über Eure jetzigen Erfahrungen schreiben?

nach oben