Mo 26.9.
In den Räumen der Freien Universität wird parallel zum eigentlichen Beginn der IWF-Tagung das
"Permanente Tribunal der Völker" eröffnet, das der Italiener Lelio Basso 1979 gründete. Mit einer vielbeachteten Rede von Adolfo Perez Esquivel beginnt die viertägige Verhandlung.
Vor dem Frauenknast Plötzensee holen am frühen Morgen 250 Frauen und Lesben eine entlassene
Gefangene ab und machen eine kurze Kundgebung zur Haftsituation und zu den Inhalten des Widerstandes gegen den IWF.
Vor den Siemens-Werken finden mittags die zentralen Aktionen der
Anti-AKW-Bewegung - Keine Energie für den Kongreß - statt. Rund 1.000 Leute beteiligen sich an einer
dreieinhalbstündigen Wanderkundgebung auf ausgestorbenen Straßen, vorbei an verrammelten Läden
Wegen der anrückenden "Chaoten" durften die Siemens-Beschäftigten eine Stunde früher Feierabend
machen. Ebenfalls am Mittag nehmen 250 Leute bei Karstadt am Hermannplatz teil an einer
Kundgebung gegen die miesen Bedingungen für Frauen in Erwerbs- und Hausarbeit. Anschließend findet
ein Spaziergang durch die Karl-Marx-Straße statt.
Das Nachmittagsprogramm beginnt mit einer "Männer-Versteigerung" vor dem DER-Reisebüro
am Kudamm, einem der indirekten Helfershelfer bei Prostitutions-Tourismus und Frauenhandel.
Gleichzeitig versammeln sich rund 1.500 Menschen bei PAN AM am Breitscheidplatz und protestieren ebenfalls gegen Sextourismus, aber auch gegen die Zwangsarbeit in Frauenknästen zugunsten dieser u. a. Fluggesellschaften.
Unter dem Motto "ADLER die Flügel stutzen blockieren 80 Leute für einige Zeit den Eingang der
Verkaufszentrale am Kudamm.
Auf dem Wittenbergplatz zeigt die Gruppe "Frauenfrühstück"
150 aufmerksamen ZuschauerInnen ihren "Tango der Macht".
Bösartiger Jubel vor der Oper:
Weit über 1.000 Leute drängen sich am Abend vor den Ansperrungen und geben mit Trommeln, Trillerpfeifen und dem vielstimmigen Hit "IWF-Mördertreff" dem Bankergalamuff das gebührliche kulturelle Geleit zur Zauberflöte.
Soviel Anteilnahme veranlaßt die geschichtsbewußte Polizei den "Benno-Ohnesorg-Platz" gegenüber der
Oper wieder einmal unter Tränengas- und Schlagstockeinsatz zu räumen. Vor dem Schillertheater
werden über 100 Leute zeitweilig eingekesselt und die EbLT inszeniert ihren berühmt-berüchtigten Schlagstock-Tango.
Danach ziehen die DemonstrantInnen zurück zum allabendlichen Trommeln auf den Breitscheidplatz. Dort wird ein Teil der 2.500 Leute von der knüppelnden Polizei Richtung Wittenbergplatz getrieben. Es kommt zu zwei Kesseln: ein kleinerer Ecke Tauentzien/Nürnberger Straße, ein größerer mit ca. 1.200 Leuten auf dem Breitscheidplatz.
Ungefähr um 21.15 erhält die Einsatzleitung von "oben" die Order "Jetzt alle Leute mit Musikinstrumenten verhaften", die sie freudig entgegennimmt und weiterleitet. Als weit hinter dem Kessel ein Schüler mit einer kleinen Trommel aus einem Pissoir kommt, um nach Hause zu gehen, wird er auf der Stelle und höchstpersönlich von der beflissenen Einsatzleitung mitsamt seiner Trommel verhaftet.
Kurz vor 22.00 werden die Leute im großen Kessel von der Polizei aufgefordert, einzeln in Richtung
Wittenbergplatz abzuziehen. Auch jetzt wird das staatliche Musikmonopol mit Beschlagnahmungen von
Koch- und Musikinstrumente durchgesetzt.
Unbeeindruckt sammeln sich in der Innenstadt immer neue Menschenmengen, Neugierige, JournalistInnen,
Anwohner und Touristen. Sie alle werden von knüppelnden Greiftrupps unterschiedslos und brutal
wie die Kaninchen gejagt, bis in Kinos und U-Bahnhöfe verfolgt oder, wie in der Rankestraße, an den
Haaren aus Kneipen gezerrt. Gegen 23.00 Uhr bekommt die Polizei, wie häufig in diesen Tagen,
Unterstützung von 15 bis 20 Faschos in Bomberjacken. Sie stehen am Bahnhof
Zoo und prügeln auf vor der Polizei fliehende DemonstrantInnen ein.
Kurze Zeit später werden am U-Bahnhof Kurtürstendamm sechs Faschos scherzend mit Bullen gesichtet
Gleichzeitig versammeln sich noch einmal rund 50 Leute zu einem "Gute-Nacht-Chor" für die Banker vor der Oper. Die SängerInnen sehen sich überfallartig eingekesselt und werden festgenommen.
Insgesamt werden 130 Leute festgenommen und zahlreiche DemonstrantInnen verletzt.
Di 27.9.
Frühmorgens steht die Banker-Begrüßung am reichlich abgesperrten Flughafen Tegel an. Trotzdem
gelangen ca. 150 gutgekleidete Personen und 1 schwarz-rotes Transparent in die Abfertigungshalle. Die kurze aber heftige Begrüßung der ankommenden Gäste, die sich durch ein Polizeispalier quetschen müssen, wird abgelöst von 3 Aufforderungen, die Halle zu räumen. Während die Leute aus dem engen Gebäude rausgedrückt werden, kommt es zu Tumulten und vier Festnahmen. Hinter den Kulissen wird einer der Männer von mehreren Beamten derartig zusammengeschlagen, daß er eine Gehirnquetschung davonträgt.
Am Mittag ist der Winterfeldplatz Ausgangspunkt eines von Langer Hand vorbereiteten "Stadtspiels", das bei den Bütteln einige Konfusion auslöst und in der Innenstadt bis hin zum ICC Verkehrsstillegungen mit sich bringt. Die wendige Taktik der 600 radfahrenden IWF-GegnerInnen und die Tatsache, daß L.Hand, mutmaßlich ein Mittelamerikabewegter auf eine Anmeldung verzichtet hat, sichert der Demo maximale Entfaltungsmöglichkeiten und weitgehend freie Routenwahl. Ziele sind u. a. die CDU, Tschibo, ein Börgerking und das ICC. Für Heiterkeit sorgen die Grünuniformierten mit dem Versuch, der Demo zu Fuß hinterherzuhecheln.
Eine weitere Fahrraddemo von der Amrumerstraße bis zum Breitscheidplatz findet mit staatlichem Segen statt.
Unter dem Motto "Schmeißt die Knochen zurück die sie uns übrig lassen" stören am Joachimsthaler Platz 250 Frauen und Lesben den Konsumalltag.
Am Nachmittag nehmen 2.000 Leute an einer Kundgebung vor dem Pharmakonzern Schering im
Wedding teil. Zu einer Spontan-Demo machen sich ca. 400 Leute mit der U-Bahn in Richtung Gesundbrunnen auf. Am Ziel angekommen, zerdeppert eine kleinere Gruppe die Scheiben einer Bank. Anlaß für die Polizei, die 200 später Eingetrudelten einzukesseln und stundenlang in der Gefangenensammetstelle in der Kruppstraße unter menschenunwürdigen Bedingungen zusammenzupferchen
In der Innenstadt wird die Parole ausgegeben "Haffentlich nicht Allianz versichert". Ungeachtet dieser Mahnung ufert eine 1.500 TeilnehmerInnen-starke Demonstration vom Deutschen Institut für Entwicklungshilfe in Begleitung einer polizeilichen Armee zum Steinplatz aus.
Nach Ende der Kundgebung werden die DemonstrantInnen im Spalier, haut- bzw. knüppelnah, zum U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz "geleitet".
Diese finden sich danach wieder zum obligatorisch gewordenen Trommelfeuer an der
Gedächtniskirche ein und erhören dort das polizeiliche Stoßgebet "Unsern täglich
Kessel gib uns heute". Zum Dank dafür inszenieren die Polizeichoreografen mehrere große und kleine
Kessel, nicht ohne ihr Gewaltmonopol mittels der Prügelstrafe sinnlich wahrnehmbar zu machen. 70
DemonstrantInnen werden nach ASOG festgenommen. Im rechten Glauben, auch das Grundrecht auf
Pressefreiheit sei außer Kraft gesetzt, prügeln die Bullen an diesem Abend
auch wieder auf JournalistInnen und ganze Kamerateams ein. Vor allem
Fotoreporter tragen z.T. schwere Gesichtsverletzungen davon, der Presseausweis wird zum Knüppel-Signalreiz.
Um zu protestieren, machen sich 25 Medientätige auf die Suche nach dem zuständigen, aber unerreichbar bleibenden Einsatzleiter und geraten so in den legendären ersten deutschen "Presse-Kessel". Am Kranzler vorbei ziehen 15 Sänger mit dem schönen deutschen Volkslied "Kein schöner Land.." auf den Lippen. Das ist zuviel für unsere nervöse Polizei und sie verlangt von den Sängern "sofort Aufhören!"
Während der halbstundigen Persnalienüberprüfng, die ein reges Publikumsinteresse hervorruft,
vertreiben sich die Sänger die Zeit mit Weitersingen. Einige beginnen gar damit, ihre Jacken auszuziehen, was die Beamten zu der Durchsage veranlaßt: Sie begehen hier strafbare exhibitionistische Handlungen, "sofort Aufhören!"
Kurz vor Mitternacht untemehmen in der Spandauer Altstadt 35 Leute einen lautstarken Protestumzug und werden von der Polizei abkassiert.
Insgesamt gibt es am Dienstag 280 Festnahmen und viele Verletzte mit Gehirnerschütterungen bzw.
Mehrfachverletzungen.
Mi 28.9.
Am frühen Morgen beaufsichtigen 50 BürgerInnen lautstark die Banker
bei der Abfahrt von ihren Hotels zur "Arbeit". Sie werden bei dieser
Dienst-Aufsicht von der Polizei stark behindert.
Ebenfalls am Morgen machen 300 Leute in Kreuzberg 61 einen fröhlichen Spaziergang gegen den
Zwang zur Arbeit von Arbeitsamt IV zur AOK am Mehringplatz.
Den Vormittag vertreiben sich rund 200 Gutgelaunte und 250 Polizisten beim Börsen- und Bankenspaziergang.
Vor der Börse startet ein buntes Auflklärungs-Spektakel mit dem "Goldenen Kalb", SAM DRAM und
den "Schein-Heiligen": Banker-Karikaturen tingeln vor Banken und durch Cafes oder treiben
verletzte DemonstrantInnen vor sich her, Info-Material findet reißenden Absatz. Die theatralische Abschlußkundgebung vor der Deutschen Bank am Olivaer Platz beginnt mit
dem Tanz um jenes Kalb. Die "Schein-Heiligen" belohnen die reichlich vor der Bank aufgehäufte
Polizei mit den Spezial-Dollars der "International Murder Foundation" für ihre Mühe. "Das Büro" veranstaltet die General-Probe für das abends vor MacDonalds geplante Kotz-In.
Dann die Nachricht, daß nach der Frauen- und Lesbenkundgebung "Im Würgegriff der Banken - Leben auf Pump" am Stuttgarter Platz rund 100 Frauen eingekesselt sind. Sogleich macht sich der Großteil zur Wilmersdorter Straße auf, um dort lauthals gegen Verhaftung und Abtransport von 95 Frauen zu protestieren. Gegen Mittag sorgen 13 Bombendrohungen gegen Pornoläden,
Spielhallen und das Europa-Center, das sofort geräumt wird, für Aufregung und weiträumige Absperrungen. Zusammen mit dem Auto-Korso der Kollektive ergibt dies ein Verkehrschaos erster Güte.
Bettler betteln für Banker am nachmittag auf dem Kudamm:
"Die Ärmsten der Armen sammeln für die Armseligsten der Armseligen - für jene
armen Schweine im ICC, die ihr Geld immer schon von den Armen genommen haben und nie genug davon kriegen können", so der 0- Ton des "Büros für ungewöhnliche Maßnahmen". Mit dabei sind die 3 Tornados, Vanilla Gorgon und natürlich viele Laien-BettlerInnen. Die Übergabe des von den barmherzigen BerlinerInnen gespendeten Geldes zur Bewältigung der Schuldenkrise wird jedoch von der Polizei am ICC verhindert. So wird der IWF per Schuldeneintreibung weiterhin sein Unwesen treiben...
Diejenigen, die sich anschließend in den Kaufrausch im Luxuskaufhaus KADEWE stürzen wollen, finden einen völlig verrammelten und in Mehrfach-Grün völlig umstellten Konsumtempel vor. Die an den jetzt hölzernen Schaufensterscheiben angebrachte Parole "Wir dekorieren um" wird von einigen als Aufforderung verstanden: Vor dem Haupteingang verschüttet eine Kundin zwei Plastiktüten voll Blut und jemand behängt die Straßenlaternen mit Schweinsfüßen. Bis zum frühen Abend bildet die Polizei in wechselnden Formationen Ketten auf der Tauentzienstraße und schiebt die 1.000 DemonstrantInnen konfus hin und her. Egon Franke, Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft im Deutschen Beamtenbund, kommentiert die Situation vor dem KADEWE mit der nicht nur ihm eigenen Feinfühligkeit: "Das ganze linke Gesocks solle man insgesamt
zusammenknüppeln." Und der Innensenalor leistet sich sein legendäres Zitat zur Presse-Unfreiheit.
Im ICC verteilt die IWF/WB-Kongreßleitung an alle Teilnehmer Hinweise, am nächsten
Tag ihre Habe gleich ins ICC mitzunehmen, um sich - von weiteren Aktionen ungeschoren - schneller über den Flughafen verpissen zu können.
Die für den Abend geplante "Schein-Heilige Kundgebung" mit den 3 Tornados, Dr. Helmut Kohl und dem IG-Metall Chor kann leider nicht stattfinden, lockt aber viele in die Innenstadt.
Und so bietet sich zunächst das mittlerweile schon gewohnte Bild - doch so viele wie heute waren noch nie da. Die Polizei treibt immer wieder DemonstrantInnen von den Fahrbahnen und Kreuzungen - nur um festzustellen, daß sich hinter den Ketten sofort wieder neue Gruppen bilden. Die Polizei ist zersplittert und führt ihr Kesseltreiben ad absurdum.
Am Kranzlereck z B. gibt es gegen 22.00 Uhr einen großen Kessel mit einigen hundert Leuten drinnen und einigen hundert drumherurn. Da erscheint plötzlich der Engel Martha
hoch auf dem Einrad und verkündet, er wolle den Bankern ins Gewissen reden. Die Begeisterung läßt den Kessel zerbrechen und in Windeseile bewegen sich über 1.000 Menschen zum Hotel Intercontinental und zum Schweizer Hof, die beide unbewacht sind. Geheime organisatorische Kräfte werden entfaltet. Bis die völlig überraschte Polizei eintrifft, sind schon Frontscheiben der Hotels und mehrerer Limousinen zu Bruch gegangen.
Mit dabei ist auch der Berliner Verfassungsschutz in Gestalt des "V-Mannes zur Probe" Steffen Telschow. (Er wird in der Nähe des Hotels Schweizerhof festgenommen und legt 2 Tage später ein Geständnis darüber ab, daß er die Heckscheibe der Daimler-Benz-Karrosse des luxemburgischen Außenministers eingeschlagen habe. Steffen Telschow wird zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt.)
Im Theater des Westens steht für die Banker "Ein Käfig voller Narren" auf dem Programm. Eine
Spontandemo wird aber von der Polizei mit einem reichlich brutalen Knüppeleinsatz in der Fasanenstraße in einen Kessel voller Gefangenen getrieben. Gegen 1.00 Uhr wird der letzte Kessel an der Rankestraße abgeräumt. Insgesamt gibt es am Mittwoch 310 Festnahmen.
Do 29.9.
Der Donnerstag beginnt, wie schon der Mittwoch, mit der Begrüßung der Banker in der Budapesterstraße. Nur scheinen die anwesenden Polizisten heute ganz besonders lärmempfindlich und auch sonst recht reizbar. Am Tag zuvor noch hingenommen, werden diesmal die Personalien aller TeilnehmerInnen festgestellt und Platzverweise, sog "City-Verbote", erteilt.
Gleichzeitig sorgen ein paar ältere Autos, die sich in der Nähe des ICC selbst entzünden, auf Polizeiseite für hektische Betriebsamkeit.
An der FU erstellt die Jury zum Abschluß des Basso-Tribunals ein 20-Seiten starkes Urteil, in dem sie auf den Versuch einer langfristigen Reform von IWF und Weltbank setzt.
Auch die Weltbanktagung geht zu Ende und zum Abschluß ist das "Büro für ungewöhnliche Maßnahmen"
vom IWF beauftragt worden, der Stadt Berlin eine bleibende Erinnerung an seine Tagung zu hinterlassen.. den Gedenkstein für die Opfer der Freiheit des Geldes nämlich, den die Schein-Heiligen auf dem Steinplatz neben den Gedenksteinen für die Opfer des Faschismus und des Stalinismus enthüllen. Darum war es wohl auch die einzige genehmigte Aktion des "Büro". Zahlreiche Vertreter des internationalen Finanzkapitals drücken ihre Anteilnahme mit den Opfern ihrer Politik durch Kranzniederlegungen aus.
Der Vertreter der Vatikan-Bank hält eine denkwürdige Rede..
Im Anschluß wird aufgerufen, geschlossen zur Gedächtniskirche zu eilen. Dort findet eine vorübergehende Besetzung und Behängung mit Transparenten durch Freunde des Büro statt. Zur Musik von SAM DRAM versammeln sich schnell Hunderte von Menschen unter den Transparenten. Das Auftauchen von Polizei und Feuerwehr tut ein übriges dazu, daß der Kudamm bald von Schaulustigen verstopft ist.
Für den Nachmittag ist die Internationalistische Demo des autonomen und antiimperialistischen Spektrums am Kaiser-Wilhelm-Platz angekündigt. Schon eine Stunde vor Beginn sind die Zufahrtswege sowie der U-Bahnhof Kleistpark abgeriegelt. Die Polizei führt intensive Taschen- und Körperkontrollen durch und es kommt zu ersten Verhaftungen. Um 16.00 Uhr befinden sich 2.000 Leute auf dem Platz. Hier provozieren u.a die bayerischen Unterstützerkommandos, die sich keilförmig in die versammelte Menge schieben. Noch bevor sich die Demo in Bewegung setzt, kommt die Aufforderung zur Entmummung, gefolgt von einem überaus brutalen Knüppeleinsatz auf die Demospitze. Dabei werden 30 Leute festgenommen.
Die Verhafteten werden in eine Seitenstraße gezerrt und dort vor den postierten Wannen fotografiert. Dabei werden sie z.T. mit Schlägen ins Gesicht gezwungen, sich mit ihren
Halstüchern zu vermummen und anschließend ein 2.Mal fotografiert.
Nachdem die Demo endlich einige Meter gelaufen ist, kommt es zu einem erneuten Angrift, diesmal auf
den Lautsprecherwagen. Wieder werden etliche Menschen verletzt und abkassiert. Erst gegen 18.00 Uhr
setzt sich die Demo in kämpferischer Stimmung in Bewegung - umgeben von einem gigantischen Polizeiaufgebot. Inzwischen ist die TeilnehmerInnenzahl auf etwa 7.000 angewachsen.
An der Urania (bis dahin war die Demoroute genehmigt) hat die Polizei einen Riesenkessel vorbereitet. Der gesamte Platz ist von einer Wagenburg aus ca. 130 Wannen umringt. Als Einlaßtore für weitere Truppen sind 6 Räumpanzer zwischen den 10 Berliner Sperrgitterwannen postiert. Ein Sortiment Hochleistungswasserwerfer steht derweil auf dem Wittenbergplatz bereit.
Die Demo läuft jedoch nicht in die vorbereitete Falle, sondern löst sich kurz vor der Urania auf und setzt sich in entgegengesetzter Richtung ab.
Rund um den Nollendorf Platz toben sich dann erneut die USK'ler aus, aber auch das Berliner
SonderEinsatzKommando in Zivil und mit Tonfas bewaffnet, ist bei der Menschenjagd dabei. Leute werden bis in Hauseingänge verfolgt und die Bullen halten feste die Türen zu, v a. wenn die Presse in der Nähe ist.
Nach und nach verlagert sich das Geschehen in die Innenstadt und die Leute versammeln sich wieder am
Breitscheidplatz. Gegen 21.00 formiert sich eine Spontan-Demo, die eine halbe Stunde später von der Polizei unter Schlagstockeinsatz abgeräumt wird. Am Wittenbergplatz kommt es zu einem großen Kessel, aus dem ca. 100 Leute abtransportiert werden. Um 22.30 Uhr protestiert die ÖTV am Kranzlereck gegen den Pflegenotstand und bis etwa 0.30 Uhr kommt es immer wieder zu kleineren Kesseln und Festnahmen.
Insgesamt werden 240 Leute festgenommen.
|