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11.06

Themenchronik

 

aus: ????, Juni 1981

Erklärung der autonomen und antiimperialistischen Gruppen zur Reagan-Demo

nato-gipfel hier in der frontstadt westberlin, sollte ihre kriegspolitik mit hilfe fähnchenschwingender berliner legitimieren.

der versuch ist gescheitert - sie mußten sich im schloßgarten verstecken, die 20.000 jubelberliner wurden von Scharfschützen "bewacht", die fahrtroute mußte militärisch abgesichert werden, statt jubelnden massen: b... und halteverbotsschilder am mehringdamm. reagan verließ die stadt eind stunde früher als vorgesehen.

das demonstrationsverbot (mit der begründung "der legale arm der raf" würde mobilisieren), die wochenlange vorbereitung des besuchs über "lappenkrieg", die propaganda: es wäre sowieso nichts möglich, asog, durchsuchungen, war auch der versuch die schlappe vom haig-besuch wettzumachen.

trotz dieser massiven einschüchterungsversuche kamen tausende, um ihren widerstandgegen die nato-politik auf die straße zu bringen und setzten sich über das demonstrationsverbot hinweg. das kalkül der b... war: wir sammeln uns auf dem nollendorfplatz, und sie halten uns dort bis zur abreise von reagan und co. gefangen. verhindert werden sollte, daß überhaupt was passiert. aber auch daß wir die demo entlang der vorgesehenen route durchsetzen und damit konkret institutio-nen offengelegt u. evt: angegriffen hätten, die in der rüstungs- und forschungsindustrie drinstecken.

der verlauf des tages war der praktische ausdruck der politischen diskussionen, die bis dahin liefen: einerseits die entschlossenheit die demo konsequent durchzusetzen, was die befreiung aus dem kessel erst ermöglichte, andrerseits unklarheit darüber, was wir über die störung der propagandashow hinaus erreichen wollten (bestimmung von konkreten angriffszielen). das bewußtsein, gezielt us /nato/brd-institutionen, von denen der krieg ausgeht /geplant wird, angreifen zu wollen, hätte uns vielleicht davon abgehalten, auf den nolli in die falle zu gehen...

unser ziel auf die route zu kommen konnten sie dadurch vereiteln. mit der befreiung aus dem internierungslager nollendorfplatz und der anschließenden Schlacht in Schöneberg, holten wir uns die initiative an diesem tag zurück und störten so massiv die propagandashow. die straßenschlacht lief allerdings da ab (kiez Schöneberg), wo wir sie eigentlich nicht wollten. (vielleicht gibts ja stilmöbel in den kommandoständen, dann stimmt doch wieder alles, oder? d.S.)

die angriffe, die jetzt gegen uns gestartet werden -hausdurchsuchungen, gezielte faschoüberfälle, vorbereitungen zur räumung bestimmter häuser - sind die reaktion und die rache nach der demo, womit sie uns treffen und zurückschlagen wollen. der anschlag auf die al - gleichzeitig mit der forderung der cdu, die alliierten sollten sie verbieten - zielt auf die tatsache, daß die al sich (auf druck von teilen ihrer basis) mit dem aufruf zur verbotenen demo am 11.6 für die herrschenden zu weit vorgewagt hat. die rechnung geht vor allem dann auf, wenn bestimmte al-funktionäre sich jetzt hinstellen können und sich von der demo distanzieren, bzw bedauern, unseren widerstand nicht verhindert zu haben. dabei ist klar, daß die b.. natürlich selber genau wissen, daß die al am zustandekommen der demo nicht gerade den größten anteil hatte, dh, daß sie lediglich ein teil davon war. viel wichtiger für den 11 war die bundesweite vorbereitung und die erfahrungen, die wir dabei gemacht haben.

zur gleichen zeit, als reagan, Schmidt usw im schloßpark quatschten, lief gegen uns der krieg mit natodraht /tränengas /einkreisung /vielen Festnahmen am nolli ab. währenddessen lief der völkermord gegen die palästinenser auf hochtouren. wir haben dagegen die parole 'krieg dem krieg' ansatzweise praktisch gemacht. die bekämpfung unseres widerstands läuft weiter, ebenso der krieg gegen unsere palästinensischen genossinnen. die situation am 11.6. war ausdruck des kriegs der täglich stattfindet.

bei der diskussion über den stellenwert unseres vorgehens am 11.6. darf nicht rausfallen, daß diese demo sich einreiht in die nationale und internationale mobilisierung gegen den nato-gipfel (und das kriegsprojekt der nato: die lösung der ökonomischen und politischen krise durch imperialistischen krieg nach innen und außen). die angriffe auf amerikanische und militärische einrichtungen, sowie die anti-nato-wochen und demonstrationen in anderen städten, die demos und aktionen in italien, griechenland, spanien, frankreich usw. das alles zusammen war eine bisher selten erreichte mobilisierung und stärke in westeuropa.

jetzt geht es darum, daß wir uns die politische initiative nicht wider aus der hand nehmen lassen - indem wir das was wir am 11.6. gemacht haben weiterentwickeln, dh die diskussionen um unsere inhalte und politischen ziele - die zusammenhänge zwischen uns, den gefangenen und denen, die hier wirklich um befreiung kämpfen, und dem befreiungskampf aller völker, jetzt besonders dem palästinensichen volk - die vor der demo angefangen hatten, aber dann zu kurz kamen, weiterführen, und in eine gezielte praxis umsetzen.

solange wirs nicht packen, da politisch weiterzudenken und zu handeln, fehlt uns die langfristige power, die antriebskraft, die wir brauchen, um die Schweinekonzepte nicht nur zu stören, sondern zu zerstören, den staat und das system zu stürzen. die kurzfristige power von einem tag verpufft wenn wirs jetzt nicht real angehen, uns so zu organisieren, daß wir angreifen können, fähig werden längerfistig zu denken, dh unser handeln so zu bestimmen, damit sich daraus eine perspektive ergibt

autonome und antiimperialistische gruppen

siehe auch:    Häuserkampf - Chronologie   /   Chronologie 1982 nach oben