Beiträge
Rezensionen
Materialien
Gegenseite
|
aus: lautstark, Bern Nr. 6 Mai 2004
A.G. Grauwacke: Autonome in Bewegung - Aus den ersten 23
Jahren
Das Autorenteam AG. Grauwacke - Grauwacke ist ein Material, das
für die Herstellung von Pflastersteinen verwendet wird -
erzählt auf satten vierhundert Seiten die Geschichte autonomer
Praxis von Beginn der 1980-er Jahre bis in die Gegenwart (Proteste
gegen den Irak-Krieg). Der Fokus richtet sich dabei auf die
Frontstadt des Kalten Krieges, Westberlin, bzw. das heutige Berlin.
In der autonomen Bewegung dieser Stadt liegen die politischen
Wurzeln des fünfköpfigen, männlichen Autorenteams,
das verständlicherweise anonym bleiben will.
Die Themenpalette, die behandelt wird, ist dementsprechend
breit: Der Widerstand gegen das Atomprogramm der BRD, die
Auseinandersetzung um die sogenannte Startbahn West, der
Häuserkampf, autonome Kampagnenpolitik (u.a. am Beispiel der
IWF-Kampagne von 1988), Antifaschismus, Autonomer Antirassismus,
Patriarchat, Internationalismus und Globalisierung, das
Verhältnis der Autonomen zu den bewaffneten Gruppen wie RAF
und RZ und, und, und
Wer jetzt eine trockene Geschichtsstunde erwartet, hat sich
mächtig getäuscht: "Autonome in Bewegung" ist illustriert
mit unglaublich vielen Klasse-Fotos - allein das Herumblättern
macht Spass -. Am unteren Rand läuft durch das ganze Buch eine
Zeitleiste, welche stichwortartig einen Überblick über
wichtige globale Ereignisse bietet. Zudem stösst man/frau am
Ende des Buches noch auf ein Glossar, welches das
Autonomenkauderwelsch für Unkundige auf Deutsch
übersetzt. Zu "Autonome in Bewegung" gibt's auch noch eine
Internet-Seite (http://autox.nadir.org), wo sich weitere Texte
befinden und über die autonome Geschichte debattiert werden
kann. Allerdings ist die Beteiligung nicht allzu hoch. Wer Lust
hat, soll/kann/darf gerne etwas schreiben. Da die Theorie
vernachlässigt wird und es hauptsächlich um die gelebte
Praxis geht, können die LeserInnen auch Spass haben, wenn sie
nicht alle politischen Einschätzungen der Autoren teilen.
Fazit: Haut rein!
Kritikpunkt am Rande: Definition "Junkie" im Glossar: "Von
Heroin abhängige Suchtkranke, sollte mensch sich wegen ihrer
Gemeinschaftsfeindlichkeit vom Halse halten." Hier hätten die
Autoren wohl ein wenig mehr nachdenken sollen. Diese saloppe
Definition ist einfach nur idiotisch und gehört eher auf die
Homepage eines Kurt Wasserfallen als in ein Buch, das von Autonomen
geschrieben wurde.
Antifa bern
|