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Hanfjournal , August 2003

Autonome in Bewegung - Aus den ersten 23 Jahren


Berlin, Samstag, 2. Mai 1987 - ich wohnte damals in Neukölln - Wochenendeinkauf, alles hatte ich, außer frische Milch. Und Kaffee mit H-Milch ist eklig. Als letzte Alternative blieb mir der teure Bolle am Görlitzer Bahnhof. Auch da gab es keine Milch mehr. Bei Bolle gab es überhaupt nichts mehr. Bolle übrigens auch nicht. Was war geschehen? 1. Mai 1987 abends, ein Augenzeuge erzählt: „ . . . Vor kurzer Zeit war . . . Bolle . . . gestürmt worden . . ..“ Besonnene Autonome haben drinnen dann den Alk zertrümmert. Später zündete jemand das Zeug an - Bolle brannte. Logischerweise gab es auch einen politischen Zusammenhang, Umstrukturierung hieß das damals.

Fünf Männer, die mindestens seit Anfang der 1980ger-Jahre irgendwie mit der autonomen Szene verbandelt sind, haben sich als A. G. Grauwacke zusammengetan, sich viele Gedanken gemacht zu den Autonomen im Allgemeinen und ihrer eigenen Geschichte im Besonderen. Dabei ist es nicht beim Labern und Diskutieren geblieben, sondern das Ergebnis könnt ihr in dem Buch „Autonome in Bewegung“ nachlesen. Die A. G. hat auf 405 Seiten autonome Geschichten, Zusammenhänge und Analysen niedergeschrieben. Ganz subjektiv. Da geht es um Hausbesetzungen, Anti-Atom-Bewegung, Startbahn West, Kampagnen gegen IWF und Shell, Mainzer Straße, Rostock-Lichtenhagen, Anti-Globalisierungsbewegung und last but not least um die nächsten 23 Jahre. Dies alles und noch viel mehr steht in fünf Kapiteln mit vielen kleinen Unterkapiteln. Damit das nicht allzu langweilig wird, ist das Buch mit vielen, wirklich vielen Fotos gespickt.

Bei den Älteren unter den LeserInnen werden vielleicht Erinnerungen wach, die Jüngeren haben die Möglichkeit einen Blick auf die letzten 23 Jahre autonomer Geschichte vor allem in Berlin und noch spezieller in Kreuzberg zu werfen. Wer mit einigen der szenetypischen Begriffe nichts anfangen kann, sollte die letzten Seiten des Buches aufschlagen und im Glossar „Autonomendeutsch als Fremdsprache“ nach der Worterklärung suchen. Wer sich durch die Geschichten angesprochen fühlt, selbst mal ’ne Kampagne zu starten, sollte so ungefähr in der Mitte des Buchs ein paar Rezepte beherzigen, damit aus einer Idee auch was wird. Außerdem hat sich die A. G. große Mühe gemacht, wichtige weltpolitische, soziale oder sonstige Ereignisse in einer Zeitleiste (1980 bis 1999) niederzuschreiben. Natürlich wie alles andere im Buch ganz subjektiv.

Warum ist dieses Buch entstanden? Damit die Geschichtsschreibung nicht den Studierten, den Geschichtswissenschaftlern oder Soziologen oder wer auch immer sich der Autonomen annehmen möchte, überlassen werde, so einer der Autoren. Blieb nur das Selbstschreiben. Geschichte von innen heraus, sozusagen. Und, so fügt ein anderer hinzu, das Buch solle andere anregen, eigene Erlebnisse und Erfahrungen aufs Papier zu bringen oder besser in den Computer zu tippen. Wie und Wo? Na, im Internet. Gibt man im world wide web autox.nadir.org ein, landet mensch auf der Seite zum Buch. Dort hat jedeR die Möglichkeit Kritisches, Zustimmendes oder aber Eigenes los zu werden oder noch mehr zu erfahren.
„Autonome in Bewegung“ ist Nachschlagewerk, Lesebuch und Bilderbuch in einem. Und wie schon im letzten Kapitel steht . . . es fehlt so viel. Deshalb: Keine Atempause - Geschichte wird gemacht - Es geht voran.


Titel: Autonome in Bewegung - Aus den ersten 23 Jahren
Autorenkollektiv: A. G. Grauwacke
Verlag: Association A
Preis: 20 Euro

Original-URL: Autonome in Bewegung(externer Link )

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