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aus: Unzertrennlich Nr.4, März 1987

Ein neues Augebot der Rebellen

Manche werden staunen, viele sich fragen was soll denn das, "Autonomes Info"? Staunen, das es die Zeitung nach drei Nummern 1987 immer noch gibt. Für viele ist die Nummer 4 ihre erste Nummer. Warum machen wir nach dem "vorläufig letzten Akt" (so der Titel in der Nr.3) überhaupt noch weiter ?

Nun, neue Gruppen sind hinzugekommen. In Süddeutschland, Ruhrgebiet und Hamburg ist völlige Ebbe. Das alte Hauptproblem, keinen kontinuierlichen Diskussionsprozess zwischen verschiedenen autonomen Gruppen/Teilbereichsbewegungen in den Städten, ist geblieben - somit auch das Bemühen, mit/über die Zeitung eine solche Diskussion wiederzugeben/anzuschieben, eben nur sehr schwer umsetzbar.

Wir machen trotzdem weiter, jedoch mit einem veränderten, Konzept. Zum einen meinen wir, daß die Zeit überreif ist für ein überregionales Info, in dem autonome Politik diskutiert wird. Zum anderen wächst die Bereitschaft in einigen Städten (wie es sich auf dem Silvesterplenum in der Hafenstr. gezeigt hat), das Gemeinsame des Kampfes und die unterschiedlichen Herangehensweisen in den verschiedenen Teilbereichsbewegungen wie Anti-AKW, Antifa, Flüchtlingsarbeit... herauszuarbeiten.

Das es Kontroversen unter Autonomen noch und nöcher gibt, ganz zu schweigen von den "Schwierigkeiten" zwischen Autonomen und Antiimps ist an sich jedem/r bekannt. Nur werden diese zumeist in den Kneipen, WG's, Kleingruppen angesprochen. In öffentlichen Versammlungen kommt man/frau kaum über das Niveau abgedroschener Phrasen hinaus.

Wir wollen mit der "Unzertreinnlich" weg vom autonomen "Fachidiotentum", dem Speziahlistenwissen von z.B. Vobogruppen, Jobbergruppen, Anti-AKW-Gruppen. In der Zeitung sollen Informationen, Diskussionen, Hintergrundwissen so zu lesen sein, daß ein Antifamensch versteht, was die Jobber gegen die "kapitalistische Umstrukturierung des Reproduktionsbereichs" zu tun gedenken - ohne daß er/sie zehnmal im Lexikon nachschlagen muß.

In der Zeitung sollen die unterschiedlichen politischen Ansätze dargestellt werden, verschiedene "Standpunkte" vorgestellt und gemeinsame Standpunkte gefunden werden - wobei wir unseren Senf auch dazugeben werden. Die Zeitung wird sich hüten, ein Linienblatt zu sein, dessen Fehlen von vielen in der Vergangenheit kritisiert worden ist ("man kann bei euch überhaupt keine Linie erkennen").

Wir wollen mit der Zeitung die Diskussionen unter uns in Bewegung bringen, genauer: das wiedergeben, wo sie in Bewegung gekommen ist. Das ist unsere Linie, das ist unser (recht hoher) Anspruch - aber weniger würde nicht die Mühe lohnen, die solch ein Projekt kostet.

Die Leser der "Unzertrennlich" können nicht erwarten, daß wir auch nur einen annähernd umfassenden Überblick über die Aktionen und politischen Diskussionsprozesse in der autonomen Scene geben werden. Dafür ist die Zahl der Mitarbeiter/inrien einfach zu klein. Die Zeitung wird umso besser, je mehr Gruppen, Leser/innen sich an der Produktion der Zeitung beteiligen.

Wir verfolgen deshalb ein dezentrales Konzept. Die Artikel werden von den Redaktionsgruppen in den verschiedenen Städten betreut. Alle zwei Monate soll eine Ausgabe erscheinen, die nächste Nummer also im April.
Und noch ein Letztes: Gerade wegen der Kriminalisierung der "radikal", sich verschärfender Angriffe gegen Stadtinfos, Zeitungen, in denen autonome, militante Positionen formuliert werden, müssen die Autonomen solange wie möglich an den dünnen Fäden, den überregionalen Kommunikationsstrukturen festhalten. Wir wollen klarere Diskussionen, klare Standpunkte.

Deswegen kommt nach dem "letzten Akt" der Unzertrennlich eben wieder der erste. nach oben