aus Unzertrennlich Nr.10/11, Winter 1988
Die Hose war zu groß !
das titelbild läßt offen,ob der stern auf oder abgehängt wird...
aber es steht fest: DIE HOSE WAR ZU GROSS !!
überraschend wird es nur für diejenigen sein,die unsere letzten vorwörter nicht gelesen bzw. nicht ernst genommen hahen. aber jetzt ist es soweit: das ewige krisenmanagnent hat ein vorläufiges ende, die unzertrennlich wird auf eis gelegt, das projekt - bundesweite autonome Zeitung - wird bis auf weiteres eingestellt.
"vorläufig", "auf eis" , "bis auf weiteres" - der anspruch auf weitermachen in jeder zeile ? ja klar, denn es gab weder knappe kasse noch repressive übergriffe, die uns in die enge trieben.
wir selbst, unsere (nicht-)strukturen sind es, die die bittere realität ausmachen. und daß wir dieser weichen müssen, widerspricht doch ziemlich klar unserer überzeugung:
"im wissen um die notwendigkeit überregionaler diskussion und information liegt für uns das projekt der zeitung begründet. es ist eine form überregionaler organisierung, die wir auch zum jetzigen zeitpunkt (noch immer)schwacher strukturen für richtig halten." (konzeptdiskussion in der nr.7)
wir such (t)en unseren platz zwischen aktionsbezogenerer radikal und inhaltshomogener wildcat. als ziemlich heterogener redaktionshaufen woll(t)en wir "traditionellere" bewegungspolitik (z.b. anti-akw,startbahn..) mit neuaufkommenden bzw. sich verstärkenden Strategiediskussionen (internationalismus, patriarchat, klasse. .iwf-kampagne) konfrontieren; und - unzertrennlich ? - den prozeß unterstützen, diese linien in einer autonomen, gleichermaßen sozialrevolutionären
wie antiimperialistischen politikvorstellung zusammenbringen.
dieser hehre anspruch besteht fort, seine umsetzung kommt unseres erachtens am projekt bundesweite zeitung nicht vorbei. wir brauchen ein offenes forum, wo (kontroverse) diskussionen zusammengeführt, in größerer auflage (und in höchstens 2-monatigen abständen) verbreitert werden !!
es bleibt sicher umstritten, wie weit die unzertrennlich an diese praktischen wie inhaltlichen ansprüche jemals herangelangt ist. vor allem bleiben wir bescheiden in der einschätzung, wie weit "unsere" diskussionsansätze aufgegriffen wurden. und damit zusammenhängend kommen wir zum kern der sache zurück, an dem das projekt (einmal mehr) gescheitert ist: es hat sich keine stabile redaktionsgruppenstrukur durchgesetzt, eine wirkliche, breitere verankerung ist nicht gelungen. auch dazu hatten wir in den letzten vorwörtern einiges gesagt.
eigentlich kaum zu glauben - fast in jeder größeren stadt existieren autonome zusammenhänge, aber überall zurückschreckende ablehnung, wenn's darum geht sich verbindlich auf dieses "hauptnebenprojekt" einzulassen. die dahintersteckende nicht kontinuität vieler gruppen bei gleichzeitiger überlastung bestehender "kerne" weist einmal mehr auf die zentrale frage unserer organisierung hin: den aufbau fester strukturen...
wir werfen also jetzt das handtuch, nicht ohne die fühler für ein - verankerteres - projekt immer wieder auszustrecken, und irgendwann mit neuer energie erneut in den ring zu steigen !
die restredaktion
p.s.: jenseits unserer gerade wieder mal dargelegten überzeugung von der notwendigkeit einer bundesweiten autonomen zeitung bleibt wohl überflüssig zu betonen, daß lokale und regionale infos, schriften zu "spezialtbemen" wie auch reader und dokus die träger unserer auseinandersetzungen sind.
kurzlebigkeiten stellen diese funktion nicht grundsätzlich in frage, zumal es doch um die schaffung eines zeitungsdschungels geht, der - nicht zuletzt angesichts des verschärften repressionsarsenals - flexibel genug ist, immer wieder neue blüten zu treiben. eine dieser blüten sind regelmäßige, in ihren schwerpunkten lokale bis regionale infosammlungen. "sabot" aus hamburg besteht zwar schon länger, kommt jedoch "nur" in großen zeitabständen raus. die seit mai 88 gleich
wöchentlich (die angeber !) erscheinende "interim" in berlin ist wohl der weitgehendste versuch eines autonomen infodienstes. und auch in rhein-main gibt es seit november'88 einen neuen monatlichen infoversuch, "swing" nennt sich das teil dort...
wir halten diese lokalen/regionalen blätter für einen wichtigen und sich hoffentlich verbreiternden ansatz von infodienst-basisstrukturen. und daß dieser ansatz hier so extra und besonders erwähnung findet, hat natürlich einen ganz "selbstsüchtigen" hintergrund: aus dem netz solcher infodienste den faden zur verankerten struktur einer neuen überregionalen Zeitung zu spinnen.....
wir spinnen weiter
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