in kreuzberg konnte man uns diesen Sommer
fünfmal zwischen 100 und 104 mhz empfangen. wir, die piraten
von UTOPIA, basteln seit über einem jahr an unseren stationen.
die technischen probleme waren für uns eine lange
durststrecke, aber wir haben es geschafft und sind
funktionsfähig. die praxis konfrontiert uns mit neuen
problemen. ENTSOLIDARISIERUNG und ISOLATION, begriffe, die auf der
veranstaltung im mehringhof immer wieder auftauchten, erschweren
uns die arbeit als gruppe, die gezwungen ist konspirativ zu
arbeiten, noch mehr als leuten, die offen auftreten können.
wir wollen hier jetzt nicht in das trauerblashorn der
zersplitterten linken dröhnen, aber wenn wir nicht bald aus
der isolation rauskommen, sprich mehr Unterstützung von euch
spüren, wird unsere weiterarbeit schwierig.
andererseits wurde hier in berlin kaum über RADIO diskutiert,
und die möglichkeiten eines funktionierenden piratensenders im
täglichen widerstand sind nicht klar.
piratensender sind in der
BRD relativ selten. die öffentlichen rundfunkanstalten
schmeißen laufend kritische beiträge aus ihren
programmen raus, während immer mehr SCHEISSKOMMERzsendungen
ausgestrahlt werden. die bürgerlichen parteien streiten sich
über die privatisierung des rundfunks, d.h. privatunternehmen
mit kohle können sich darin, wie in den USA eine lizenz
erwerben und ihren mist durch den äther verbraten. die linke
macht sich bis jetzt noch kaum gedanken, wie wir die vorhandenen
medien ausnutzen können. in der schweiz, frankreich und
italien läuft da schon mehr ab.
in italien kommt es zeitweise zu einem richtigen wellensalat,
weil so viele schwarzsender auftauchen. es gibt ne menge
initiativen und gruppen, die ihre eigenen programme ausstrahlen und
dadurch nicht abgehoben über irgendetwas berichten, sondern
sich direkt vermitteln. die hörer beteiligen sich durch
telefon und eigene kasetten. in frankreich und italien werden
piratensender aber auch nicht so stark verfolgt wie in deutschen
landen.
die schweizer linke hat trotzdem eine breite radiobewegung auf
die beine gestellt, obwohl sie genau ,wir wir hier kriminalisiert
wird. bei den auseinandersetzungen um das autonome jugendzentrum in
zürich wurde über radio zu demos und aktionen aufgerufen.
ähnlich wie in amsterdam wurden dadurch schnell leute
informiert und zusammengerufen. die kraker benutzen eine
sendeanlage, die in einem verbarrikadierten haus sicher steht. wenn
irgendwo in amsterdam z.b. eine räumung läuft, wird
über funk durchgegeben, wo und was los ist.
diese beispiele sind für uns in der BRD und westberlin noch
zukunftsmusik. radio UTOPIA ist ein ansatz, diese praxis auch
für den widerstand hier auszunützen. piratensender sind
unkontrollierbar, können schnell und direkt informieren,
entziehen sich jeglicher staalicher zensur. diese
möglichkeiten sind dem bka auch klar, und herold versucht
durch exemplarische abschreckungsurteile, die radiobewegung gleich
im keim zu ersticken. in münchen sitzt seit dem 25 januar 1980
jan van de loo in u-haft. er soll einen piratensender gebaut haben,
von dem im nachhinein klar wurde, daß er nicht
funktionsfähig gewesen wäre. nun versuchen die bullen
krampfhaft verbindungen zwischen jan van de loo und der RAF
herzustellen. ein zitat von jan: piratensender sind medien, die als
einzige in krisenzeiten nicht mit nachrichtensperre belegt werden
können.
trotz der bedrohung, bei jedem senden in den knast wandern zu
können, entstehen in den letzten zwei jahren immer wieder
radiogruppen, wie z.b. RADIO ZEBRA aus bremen. es gibt einen
"freundeskreis radio zebra", der als anlaufstelle dient, die
öffentlichkeitsarbeit macht und die dringend benötigte
knete beschafft. ohne so einen (legalen) unterstützerkreis ist
die existenz eines piratensenders fast unmöglich. einmal wegen
der kriminalisierung, zum andern wegen der entsolidariserung
verschiedener gruppen der scene, durch rückzug zum
alternativen leben, konsum und angst, was konspirative gruppen in
einen engpaß bringt.
jetzt wollen wir mal ein paar konkrete punkte los werden, wie
wir uns eine wirkungsvolle unterstützung von radio UTOPIA
vorstellen.
leute, wenn ihr meint, daß mehr auf den berliner wellen
los sein sollte, bildet einen Unterstützerkreis. so ein
unterstützerkreis kann unsere isolation als konspirative
gruppen durchbrechen. wir bekommen darüber auch
rückkopplung, was in anderen gruppen so läuft. dadurch
können unsere probleme auch nach außen vertreten werden.
wir mußten auf der veranstaltung im mehringhof ruhig sein,
weil die gefahr, von spitzeln aufs korn genommen zu werden zu
groß war, obwohl die themen, die diskutiert worden sind auch
unsere situation betreffen.
macht selber programmkasetten. wir haben keine lust, nur unseren
eigenen mist zu verbraten. direkt betroffene, knastgruppen,
hausbesetzer etc. können viel besser als wir über ihre
speziellen sachen informieren. nur so werden unsere sendungen
besser. die kasetten sollten nicht länger als 20 minuten sein
und nicht die letzte qualität haben.
knete, knete, knete.
veröffentlicht unsere sendetermine in euren infos,
Zeitungen USW.: was man von der linksradikalen tageszeitung
inzwischen zu halten hat, ist klar. trotzdem ist es ein ganz
schöner hammer, wenn die macher dieser zeitung unsere
ankündigung einfach verschlampen. projekte wie radio UTOPIA
können an solchen schludereien eingehen.
jede art von dummer neugier ist gefährlich für uns.
wer vermutungen über uns anstellt, macht bullenarbeit !
überlegt euch das mal !
jetzt noch ein paar tips für einen guten empfang. in
erdgeschoßwohnungen ist es schwierig uns zu empfangen. je
höher das stockwerk, desto besser sind wir zu hören. auf
alle fälle empfiehlt sich eine UKW-dipol-antenne. die gibts
schon in ganz einfacher ausführung für 2DM zu kaufen.
falls wir während der sendung plötzlich weg sind, nicht
gleich ausschalten, sondern erstmal zwischen 100 und 104 MHZ
suchen.
so erstmal tschüß, wir melden uns wieder.
hoffentlich hören wir auch mal was von euch bei unserer
kontaktadresse "radikal".
p.s. bei dem diskussionswochenende im mehringhof wurde vom
überschuß 500 DM an uns "gespendet". beim nächsten
samstagstreff (14.00 uhr) in der oranienstraße 45, wo bisher
über die unterstützung der hausbesetzer geredet wurde,
sollten wir/ihr auch (endlich) mal über die unterstützung
von radio UTOPIA reden. also großes treffen der radiofreunde
am kommenden samstag !
auch die verschiedenen gruppen sollten sich konkreter
überlegen wie sie die möglichkeiten des piratenradios
besser nutzen können.
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