aus: Subversives Radio aus West-Berlin (Broschüre), 1982-1985
Subversives Radio - Einige Nachbemerkungen
Die vorangegangenen Seiten dokumentieren die vielfältigen Aktivitäten der letzten drei Jahre nach
dem Ende von Radio Utopia. Sie zeigen den Wandel vom offen angekündigtem, themenbezogenem Radio
zum Einblendradio, das sich in politische Bewegungen einschaltet um sie voranzutreiben.
Diese Entwicklung ist die Konsequenz aus der praktischen Erfahrung, - dem Niedergang einer breiten sozialen Bewegung, die eine Basis für solche Aktivitäten bot. Dabei wurden die Aktionen Freier Radios in den bürgerlichen Medien praktisch totgeschwiegen, dies gilt auch in starkem Maße für die Taz.
So spiegeln die Berichte über Einblendungen unsers Wissens nur einen Bruchteil der Aktionen wider.
Die Linke zeigte so gut wie kein Interesse an diesem Thema, obwohl ihr die Wichtigkeit der Medien
zur Sicherung der herrschenden Verhältnisse und insbesondere die Wichtigkeit des Kampfes gegen sie
klar sein müßte.
Radio erscheint als Privatvergnügen der Macher, das kommentarlos konsumiert wird. Freie Radios sind
ohne Diskussion, ohne Auseinandersetzung, ohne breite Verankerung sinnlos. Wer will überhaupt ein
Freies Radio? Ohne breite Bewegung gibt es keine Überlebenschance. Aus diesem Grunde existieren,außer in Freiburg, keine ernstzunehmenden Gruppen mehr.
Radio Metropolis war ein Versuch die Diskussion anzutreiben. Eine angekündigte Sendung von über eineinhalb Stunden Dauer, die ansatzweise die Möglichkeiten Freien Radios vermittelte, in ihrer ganzen Breite vom AL- Interview zum Aufruf zum Plündern. Dieser für West-berlin einmalige Vorgang wurde in sämtlichen Medien, mit Ausnahme der Taz, unterdrückt. Öffentliche Reaktionen und Diskussionen gab es nicht darauf. Sowas wird einfach nur konsumiert, eine kurze Abfahrerei in der Taz und dann Stille, nur Effekthascherei und Sensationsjournalismus statt Auseinandersetzung.
Die Entwicklungen der letzten Jahre, die verabschiedeten und anstehenden Mediengesetze zeigen klar, daß ein Freies Radio á la Metropolis in Westberlin nicht realistisch ist. Gerade auf den frei abgestrahlten Frequenzen werden sich die Kommerzsender der Multis mit ihren Millionengeldern im Hintergrund durchsetzen. Da haben auch kleine, private Kommerzsender keine Chance. Der Staat will keine Freien Radios, die Linke offensichtlich auch nicht. Radio Dreyeckland ist dabei nur die Ausnahme von der Regel. Weder existiert eine breite Bewegung für freie Radios, noch gibt es eine
Auseinandersetzung darüber, WAS für ein Radio WER überhaupt will. Die derzeitige Diskussion in einigen Kreisen schwebt über der Realität.
Sie ist die Spielwiese für Medienpädagogen und Kommunikationstheoretiker auf der Suche nach einem Betätigungsfeld und einem Arbeitsplatz. Unmengen von Papieren und Papierchen werden produziert, die deutsche Vereinsmeierei blüht und kann sich wieder austoben, Freies Radio wird zum Selbstzweck. Realistisch und sinnvoll scheinen dagegen Einblendungen, gefälschte Sendungen, Aktionsradio usw. Der UKW-Sender ist hierbei nichts anderes als ein Mittel im Kampf gegen das System.
Sendungen werden zum Anschlag, werden zu Bomben im Bewußtsein der Zuhörer. Diese Sendungen sollen eingreifen in Situationen und Bewegungen, Mobilisierung vorantreiben. Sie machen auch Mut, weil sie zeigen, daß die herrschende Propagandamaschinene vielfältig angreifbar ist. Die Unberechenbarkeit und Unvorhersehbarkeit sind ihre Stärke. Ihr Zweck ist die vorantreibung revolutionärer Veränderungen und von daher bestimmt er sich. Darin liegen Chancen, die genutzt werden müssen.
Freundeskreis subversiver Medienbenutzung
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