logo Home Projekt Buch Archiv Diskussion E-Mail

Quellen

Links

Hinweise

Jahreschronik

Themen:

Gegen IWF

Themenchronik

 

aus: Zahltag Nr.7,  19.11.1988

Editorial zum Abschluss

Vielleicht wundert Ihr Euch, daß Ihr heute noch eine letzte Ausgabe von ZAHLTAG vor Euch habt.

Ehrlich gesagt, wir uns auch. Drei Dinge sind dafür wohl ausschlaggebend gewesen:

Einmal hielten wir es für nötig. auch nach den ,,heißen Tagen" am Ball zu bleiben. Schließlich fand in West-Berlin ja keine Abschlußveranstattung des Internationalen Kapitals statt.
Zum anderen hielten wir es für notwendig eine Bilanz der Gegenkampagne zu ziehen und Diese, wenn möglich, breit zu vermitteln.

Ein Drittes noch: Der Erfolg und die Resonanz von ZAHLTAG haben uns soviel Enthusiasmus gegeben, daß wir glaubten, eine abschließende Nummer mit Einschätzungen zur Kampagne würde von uns erwartet - nicht zuletzt, weil wir gesagt hatten, Nummer 6 solle das bereits leisten. Auch wir selbst wollten als Gruppe soetwas gern noch hinbekommen.

Für all dies liegen hier freilich nur Ansätze (nur Ansätze bitte fett) vor. Das liegt nicht daran daß wir zu dämlich waren, rechtzeitig zu bemerken, daß für eine siebte Nummer gar kein Geld mehr da ist. Schnöde und urplötzlich aufgetauchte Finanznöte waren lediglich ein Symptom der Überforderung dieses Projekts. Es waren innerhalb dieser Zeit keine tiefergreifenden Einschätzungen entwickelt, zum anderen war innerhalb unseres Projekts nach Abschluß der ersten sechs Nummern die Luft weitestgehend "raus".

Bevor wir hiermit ZAHLTAG als Zeitungsprojekt abschließen, noch ein paar klärende Worte: ZAHLTAG war und ist nie ein ausdrückliches Wunschkind der seit langem in Konfrontation zueinanderstehenden Teile der Anti-IWF/Weltbank-Kampagne gewesen. Eher schon die Vorwegnahme der tatsächlichen Ereignisse während der Aktionswoche - zwar unerwartet, jedoch beabsichtigt.
ZAHLTAG war so gesehen von je her Negativprodukt einer eingegrabenen Linken, erlebte einen spontanen, arbeitsreichen Höhenflug und fällt jetzt - erkenntnislos ? - in "die Strukturen" zurück. Immerhin ein Bündnis, aber eins mit undurchsichtiger Substanz. Denn auch im Vorfeld dieses Zeitungsprojekts hat eine ausführliche Diskussion hierüber gefehlt.

Nicht aber, weil wir es nicht gewollt hätten, nicht daran gearbeitet haben (wenig - wir waren nicht zuletzt Dienstleistungsunternehmen des gesamten Spektrums), sondern vielmehr, weil die Bereitschaft im Vorfeld der Kampagne gemeinsam zu diskutieren. zu gering gewesen ist. Denn ein spontanes Aktionsbündnis kann keine langfristigen Gemeinsamkeiten schaffen, wenn es bereits am diesbezüglichen Willen und einer objektiven Grundlage, nämlich Bündnisfähigkeit mangelt.

Die Gräben blieben ausgehoben, konnten und können von ZAHLTAG nicht ignoriert, nicht zugeschüttet werden - weder mit Wunschdenken, noch mit Propaganda. So ist die objektiv desolate Situation der Linken nicht zu beheben!

So ist es zwingend, daß ZAHLTAG - eh auf den Rahmen einer Kampagne beschränkt - sich einen Endpunkt setzt, in dieser Form nicht wieder erscheinen wird. Zu hoffen bleibt auf einen relativen Schlußpunkt. Denn zwingend ist ebenso ein verstärktes Zusammengehen der verschiedensten linken fortschrittlichen Kräfte.

Und noch eines für all die Leute, die dennoch oder deshalb Gefallen an ZAHLTAG gefunden haben, sich über die Kampagne und die Zeitung haben politisieren lassen - es geht weiter. Hoffentlich mit Euch - denn bei aller notwendigen Kritik: Ein Punktsieg war's ja immerhin.

Red.

  nach oben