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aus: Interim Nr.8, 17.06.1988

Zur Diskussion um die (Frauen-)Arbeit

(Stellungnahme aus einem Männerzusammenhang)

In dem Papier vom letzten Mal schreibt ihr: Die Männer sollen "die Bedeutung der Frauenarbeit für die Männerarbeit an der Männerarbeit selbst aufzeigen".

Im nachherein erscheint es uns unklar, ob der Streit nur an der Formulierung entbrannt ist, oder ob ihr das den Männern tatsächlich als Ansatz vorschlagt:
Es geht um (nichts anderes als) die Frauenarbeit. Da wir Männer nun davon nicht direkt betroffen sind, wollen wir die Männerarbeit, unsere eigenen Bedingungen im Kapitalismus und Patriarchat quasi als Mittel hernehmen, um dann aber die Frauenarbeit zu thematisieren.

Nach unserem Verständnis macht ihr damit eine Hierarchie auf, innerhalb derer die Bedingungen der Männer, ihre Arbeit, zu funkionalisieren ist: für die Frauenarbeit.

Wir stimmen sicherlich zu, daß weltweit bedeutend mehr Arbeit von Frauen geleistet wird. Das ist aber kein Grund für Männer, ihre Arbeit als ihren Beitrag zum Kampf gegen Kapitalismus und Patriarchat nicht selbst anzugehen.

Daß es für Männer, wenn sie es ernst meinen, kann nicht nur um den Kampf gegen Lohnarbeit in der Fabrik gehen kann, ist klar.

Denn: Männermacht ist ebenso wie ein großer Teil der männlichen Lohnarbeit nur auf der Grundlage spezifisch "männlicher" Sozialisation möglich - cool sein, rational sein, verdrängen können, sich nur über Konkurrenz zu anderen definieren können, usw.

Aus dieser Tatsache läßt sich ein Ansatz für einen revolutionären Männerstandpunkt entwickeln.

In dem Reader zur "Patriarchatsdiskussion von Männern im Rahmen der IWF-Kampagne heißt es:
"Wir lehnen jedes selbstgefällige, mitleidheischende Gejammer mancher Männer als ebenfalls "unterdrückt", oder als "Opfer", "Täter-Opfer" ab.
Nichtsdestotrotz wind wir Männer vom Patriarchat zugerichtet, wir sind patriarchal aufgewachsen, uns wurde ein bestimmtes Männerbild eingebläut, das unser Verhältnis zu Männern, zu Frauen und zur Gesellschaft bestimmt, und uns eben auch blockiert, einengt und behindert."

Gegen diese patriarchale Zurichtung können sich Männer aus ihrem ureigensten Interesse wehren, aber nur schwer aus der Erkenntnis und dem schlechten Gewissen, daß sie Nutznießer sind.

Der Kampf gegen das männliche Arbeitsvermögen (Qualifikation im Beruf, Gefühle wegstecken, Härte, Auftreten-können, "Familie- gründen-und-ernähren, "Leistung-bringen-über-Konkurrenzverhalten, männliche Rationalität...) muß sowohl in der Lohnarbeit als auch im "Privatbereich" und Z.B. auch in der Polit-Scene geführt werden.

Wie sich das im Sepetmber für Männer umsetzen läßt, da stehen wir ziemlich am Anfang.

In einem anderen Papier schreiben Frauen: " Aus der Unterschiedlichkeit der Bedinungen resultiert, daß die Kämpfe von Frauen und Männern unter anderen Voraussetzungen und an anderen Punkten ansetzen müssen."

Das heißt für uns, daß wir einen eigenständigen Kampf führen müssen, in dem wir diese Voraussetzungen für Männer aufzeigen.

Daher finden wir uns unter einem Obertitel, in dem Arbeit nur als Frauenarbeit benannt wird, nicht wieder. Dem Interesse der Frauen am Motto "Frauenarbeit" (nämlich Frauenzusammenhänge zu mobilisieren und um den neuen Inhalt zu thematisieren) steht unser Interesse entgegen.

Von diesen gegensätzlichen Interessen müssen wir ausgehen.
Nach unserer Eischätzung des Diskussionsstandes in der Szene ist es für uns nur schwer vorstellbar, daß unter dem Motto "Frauenarbeit" andere als Frauengruppen dazu mobilisiert werden. Ergebnis wäre dann doch der "Frauentag", den alle, auch die Männer, vermeiden wollen.
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