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Gegen IWF
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aus: Interim Nr.8, 17.06.1988
Vorschlag des IWF-Frauenplenums
Für einen Aktionstag zur Frauenarbeit im
September
Es reicht für uns nicht aus, während der Kongresswoche
den Zwang zur Arbeit in einem Aktionstag allgemein zu
thematisieren.
Unsere Bemühungen, die IWF-Kampagne feministisch/
antipatriarchalisch zu bestimmen, muß dahin konkretisiert
werden, daß wir hier ganz gezielt die Frauenarbeit zum Thema
machen, und zwar zum Thema für alle, nicht nur für die
"Feministische Unterfraktion" der Kampgne. Daran, wieweit der Zwang
zur Frauenarbeit als Kern des allgemeinen Zwangs zur Arbeit erkannt
und angegriffen wird, läßt sich abmessen, wieweit
antipatriarchale Inhalte in der IWF-Kampagne tatsächlich
verallgemeinert werden konnten.
Frauenarbeit ist nicht einfach in das große Oberthema
Lohnarbeit und Ausbeutung einzureihen, auch wenn die häufig
immer noch unter den (Familien-)Teppich gekehrte
Reproduktionsarbeit dabei ausdrücklich miterwähnt wird.
Leider wird Frauenarbeit immer noch als das Los derer diskutiert,
die halt unter den Unterdrückten noch mal besonders arm dran
sind. Wir sind die "doppelt Unterdrückten" und "doppelt
Ausgebeuteten".
Das ist richtig, aber in dieser Abgrenzung von den "einfach
Ausgebeuteten" auch wiederum irreführend. Es geht ja
keineswegs darum, unseren doppelten Widerstand auch doppelt
moralisch zu rechtfertigen. Das brauchen wir nicht mehr. Vielmehr
müßte es darum gehen den Zusammenhang zwischen Frauen-
und Männer-Ausbeutung zu erkennen und öffentlich zu
thematisieren.
Deshalb heißt, die Frauenarbeit zum Thema zu machen,
zweierlei:
1. Die Verflechtung von Reproduktionsarbeit und Lohnarbeit in
der Frauenarbeit selbst aufzuspüren und zu benennen:
Das "Dazuverdienen" der Hausfrauen, das Abschöpfen "spezifisch
weiblicher Fähigkeiten" in niedrig bezahlter, entgarantierter
und sozial wenig anerkannter Lohnarbeit einerseits. Andererseits
das Lächeln der Verkäuferin, das
Schön-sein-müssen der Sekretärin, der Charme der
Karieristin, die Geduld der Erzieherin, das sich die Bonzen als
unbezahlte Reproduktionleistung innerhalb der Lohnarbeit
einverleiben.
2. Frauenarbeit als materielle Basis für die männliche
Lohnarbeit:
Die häusliche Reproduktionsarbeit, Kinder, Küche usw.
ist dabei nur ein Faktor. Das muß viel grundsätzlicher
gefasst werden.
Männermacht ist ebenso wie ein großer Teil der
männlichen Lohnarbeit nur auf der Grundlage spezifisch
"männlicher" Sozialisation möglich - cool sein, rational
sein, verdrängen können, sich nur über die
Konkurrenz zu anderen definieren können, usw.usw. Diese
"männliche" Sozialisation ist aber (fürs Kapital) nur
dann funktional und ausbeutbar, wenn es gleichzeitig eine
"weibliche" Sozialisation gibt, die deren zerstörerische
Auswirkung auf die sozialen Zusammenhänge ausgleicht. Was das
heißt, wissen wir alle: altruistisch, mitleidig,
verständnisvoll sein, nachgeben können usw.
Um es noch einmal zu betonen: Es kann nicht Ziel sein, das
Empörende an der Ausbeutung der weiblichen Reproduktionsarbeit
in allen gesellschaftlichen Bereichen bejammern, sondern genau
diesen Zusammenhang verstehbar zu machen.
Wie das, was hier nur in ein paar knappen Sätzen umrissen
worden ist, im Rahmen von Aktionen beispielhaft, genau und
gleichzeitig umfassen angesprochen werden kann, muß sicher
noch gemeinsam entwickelt werden. Zum Punkt 1 könnten wir uns
irgendwelche Aktionen, dezentral und/oder zentral an der
öffentlichen Nahtstelle zwischen Reproduktionsarbeit und
weiblicher Lohnarbeit vorstellen:
Einkaufszentren, Kaufhäuser, Fußgängerzonen.
Verkaufen als typische Frauen-Lohnarbeit, Einkaufen als Teil der
Hausarbeit, konsumieren als mieser Ausgleich für die
Gefangenschaft in der gesellschaftlich festgelegten
Frauenrolle.
Zum Punkt 2 halten wir es gerade für wichtig, jedenfalls
für die Männer, die diesen Ansatz richtig finden und
mitmachen wollen, die Bedeutung der Frauenarbeit für die
Männerarbeit an der Männerarbeit selbst aufzuzeigen.
Entsprechend müßten Aktionen geplant werden.
Wie das genauer auszusehen hätte, darüber wollen wir uns
nicht stellvertretend den Kopf zerbrechen.
Mai 88
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