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Autonome
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aus: radikal Nr.98, 9/1981
Einige Aspekte zur autonomen Bewegung
Die Ansatzpunkte revolutionärer Praxis von autonomen Gruppen und Individuen in der BRD/WB befinden sich vorrangig in folgenden Teilbereichen: AKWs, Häuser, Nato, Knast und Jugendzentren. Im Produktionsbereich allenfalls noch in Schulen und Unis. Wir enstanden weder aus einem parteipolitischen Programm heraus noch aufgrund einer einheitlichen Theorie.
Die Grundlage unseres Entstehens bildeten vielmehr unsere ureigensten, rebellischen Bedürfnisse, die wir als Bedürfnisse eines Teils der Unterdrückten verallgemeinern. In unseren alltäglichen Kämpfen entwickeln wir unsere Theorie anhand konkreter Probleme, radikalisieren uns und treiben so die Widersprüche auf die Spitze. Denn erst durch die Verschärfung der Widersprüche werden staatliche und imperialistische Zusammenhänge sinnlich greifbarer, und es entsteht das Bedürfnis nach Revolutionierung des gesamten Systems.
Wir begreifen unseren Widerstand als antiinstitutionell in Bezug auf Politik, Staat und Arbeit. Politisierung bedeutet für uns Erkenntnis von politischen Zusammenhängen, um sie zu unterwandern; Staat ist der Ausdruck sämtlicher verselbständigter, hierarchischer Institutionen, die zerstört werden müssen, und Arbeit hat für uns in der jetzigen Situation nur den Charakter von entfremdeter Lohnarbeit. Sie wird, so weit es geht, verweigert, der produzierte Reichtum angeeignet. Autonomer Widerstand bedeutet also, in unseren eigenen Lebensbereichen die Widersprüche und Herrschaftsstrukturen zu begreifen und dagegen mit den gerade geeigneten Mitteln
vorzugehen (sei es durch Verweigerung, Sabotage, Aneignung, Anschläge und Ansätzen von Selbstverwaltung).
Das Elend Nr.1 in den imperialistischen Metropolen ist das psychische Elend, welches wir als wesentliche Bedingung staatlicher Herrschaft und kapitalistischer Ausbeutung begreifen. Es findet seinen Ausdruck im manipulierten, autoritären Zwangscharakter, in den kalten und angstvoll verklemmten Metropolenfratzen der U-Bahnbevölkerung, in der asketischen Arbeitsmoral u. u. u. Wir meinen, es nur kollektiv im Kampf um Selbstbestimmung in allen Bereichen lösen zu können. Hierbei gelten uns Massenmilitanz und direkte Aktionen als Mittel, um den Mythos der Unbesiegbarkeit der Macht zu brechen. Denn gerade dieser Mythos - produziert von der psychologischen Kriegsführung - nimmt den Erniedrigten die Hoffnung auf Rache und radikale Umwälzung der Verhältnisse.
Unser wesentliches Problem bei der Radikalisierung der Teilbereichskämpfe, besteht in unseren
reformistischen Bündnispartnern. Derartige Gruppen sind immer wieder Bündnispartner von uns, weil sie den ersten Schritt mit uns gemeinsam gemacht haben. Sie verlassen Parteien, Gewerkschaften etc., um als oberflächlich unabhängige Selbsthilfegruppen die Lösung von Einzelproblemen - die durch den unbeweglichen Machtapparat nicht beseitigt werden - voranzutreiben. Sie sehen jedoch, trotz ihrer teilweisen Radikalität (Stop des AKW-Baus),
die Fehler nur in den Teilbereichen, nicht im System an sich. Deswegen verbreiten sie die Illusion, daß radikale Änderungen innerhalb des Systems funktionieren können, führen den Dialog mit der Macht, geben sich ab und zu mit Minimalerfolgen zufrieden, lassen sich jedoch auch schnell zurückschlagen und besiegen, da ihre Identität an Teillösungen hängt. Somit sind sie leichter manövrierbar durch den Staat und bringen die Autonomie in ihrem Bereich keinen Deut voran, sondern bremsen und sabotieren oft genug den Prozeß der Polarisierung.
Um ein revolutionäres Bewußtsein zu entwickeln, bedarf es allerdings nicht nur der Radikalisierung von Einzelproblemen sowie konsequentem Vorgehen, sondern auch einer Theorie, eines Begriffs von Staat und Imperialismus. Bezüglich der Staatsanalyse (s.o.) herrschen nicht so viele Differenzen wie bezüglich der Imperialismusanalyse. Für uns ist der Imperialismus ein weltweites System, augenblicklich in zwei Machtblöcke aufgeteilt, wobei der eine durch den US-Imperialismus dominiert wird (augenblicklich "aggressiver", weil ökonomisch und militärisch potenter), und der andere durch den SU-Imperialismus. Allerdings lassen sich
noch vielfältige andere Tendenzen erkennen (z.B. Euro-Imperialismus), was wir uns dadurch erklären, daß wesensmäßig jeder Staat chauvinistische und imperialistische Bestrebungen hat; allein schon um seinen ökonomischen und autoritären Einfluß zu vergrößern (Mechanismen der Machterhaltung und kapitalistischer Verwertung!).
Der uns direkter betreffende US-Imperialismus wird bedroht durch Antikolonialistische Bewegungen in der Dritten Welt, sowie die sozialen Auseinandersetzungen in seinem Hinterland, den westlichen Metropolen. Diese Bewegungen entstehen auf der Basis objektiver Widersprüche, wie z.B. kapitalistischer Absatzkrisen und der damit verbundenen Umstrukturierungen, Rückgang des Wirtschaftswachstums, Umweltzerstörung usw.
Um wirksame ökonomische Umstrukturierungen durchführen zu können, werden Institutionen mit
internationalistischem Charakter geschaffen,wie z.B. der Internationale Energieverbund (AKWS),
internationale miltärische Einrichtungen (Nato), internationale Städtebaurichtlinien, internationale Aufstandsbekämpfung, trilaterale Komission etc.
Diese erfordern eine internationalistische Ausrichtung des Widerstandes, wobei eh klar ist, daß die Abschaffung von Staat und Kapitalismus nicht national oder regional gelöst werden kann.
Unser Begriff vom Imperialismus ist aber nicht nur der oben beschriebene in Form von Machtblöcken und imperialistischen Institutionen. Er wird in seiner Gesamtheit mit all seinen autoritären und chauvinistischen Einflüssen in allen gesellschaftlichen Bereichen, bis in die Charakterstruktur des in ihm funktionierenden Individums, begriffen.(?) Um unser Ziel - eine herrschaftsfreie, sich selbst verwaltende Weltgeselischaft - zu erreichen, benötigen wir Formen der Organisation, die es unmöglich machen, daß sich neue Machtzentralen in ihr entwickeln
können, bzw. ein solcher Prozeß leicht bekämpt werden kann. Unser augenblickliches Modell gründet sich auf die Prinzipien des Rätesystems, unsere augenblickliche nationale Organisationsstruktur ist die von dezentralen autonomen Gruppen. Dezentral in doppeltem Sinne, einmal, wie schon gesagt, auf mehreren gesellschaftlichen Ebenen, und zum anderen, lokal und regional verteilt. Die zwischen diesen Gruppen bestehenden Informations- und Handlungsstrukturen zu erweitern, ist für uns eine der zukünftigen Aufgaben.
Es lebe der internationale Terrorismus !!
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